Die neue Nummer Eins der Edelmetalle?
Über viele Jahre ließ sich das Edelmetall-Investment mit einem Dreiklang zusammenfassen: Gold, Silber und Platin waren die bevorzugten Metalle für Edelmetall-Anleger. Gold war lange die unangefochtene Nummer Eins und wurde zwischenzeitlich von Platin überholt. Doch dann wechselte ein Metall auf die Überholspur, welches kaum jemand im Blick hatte: Palladium entwickelte sich zum Renditebringer der vergangenen Jahre. Inzwischen ist es allerdings ruhig um Palladium geworden. Was steckt hinter dem weißen Metall?
Ein göttliches Metall
Palladium gehört zu den Platinmetallen neben Rhodium, Ruthenium, Iridium, Osmium und Platin. Es hat die Ordnungszahl „46“ im Periodensystem der Elemente und das Kürzel „Pd“. Seinen Namen hat das Edelmetall von dem Asteroiden „Pallas“ sowie von der Göttin Athene. In physikalischer Hinsicht zeichnet sich Palladium dadurch aus, dass es den niedrigsten Schmelzpunkt der Platinmetalle aufweist. Außerdem handelt es sich um das reaktionsfreudigste Metall dieser Metallgruppe. Vorteilhaft für die Verwendung in der Industrie ist, dass Palladium in Verbindung mit Sauerstoff nicht reagiert und an der Luft nicht anläuft.
Starke Nachfrage in der Automobilindustrie
Auch wenn die gewaltigen Wertzuwächse bei Palladium fast zu schön sind, um wahr zu sein: Für die Mega-Rallye der vergangenen Jahre gibt es handfeste Gründe. Der Palladiumpreis wurde durch den brummenden Automarkt gehebelt, der sich in Europa bis zum Ausbruch der Corona-Krise exzellent entwickelt hat. Inzwischen ist Europa der wichtigste Automarkt der Welt – und Palladium kommt insbesondere beim Bau von Katalysatoren für Benzinmotoren als Ersatz für das zwischenzeitlich deutlich teurere Platin zum Einsatz. Zudem findet Palladium in der Elektroindustrie sowie in der Dentaltechnik Verwendung.
Die reservierte Haltung vieler Anleger gegenüber Palladium resultiert allerdings aus einem handfesten Grund: Wie auch die anderen Weißmetalle wird Palladium mit der vollen Mehrwertsteuer belegt. Wer in Palladium investiert, müsste also erst einen Wertzuwachs von 19 Prozent erzielen, damit die Wertanlage überhaupt Gewinn abwirft. Und da der Palladiumpreis in den vergangenen Jahrzehnten auch immer wieder großen Schwankungen unterworfen war, machen viele Anleger bis heute einen großen Bogen um Palladium. Allerdings hat das weiße Metall mehrfach eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass es in der Lage ist, den Aufschlag durch die Mehrwertsteuer in kürzester Zeit auszugleichen.
Das beliebteste Schmuckmetall in Ostasien
Neben der Autoindustrie gibt es noch weitere Abnehmer für Palladium. Vor allem in Ostasien zählt Palladium zu den beliebtesten Schmuckmetallen und wird beispielsweise in der Verarbeitung von Armbanduhren eingesetzt. Zudem wird es gern verwendet, um die Goldlegierung „Weißgold“ zu erschaffen. Und sogar als Zahnersatz sowie in medizinischen Instrumenten ist Palladium zu finden.
Derzeit ist nicht absehbar, wie sich der Preis für Palladiumweiterentwickelt. Anfang 2021 war Palladium das teuerste der vier Investment-Edelmetalle – diese Entwicklung hat dazu geführt, dass insbesondere in der Autoindustrie verstärkt eine Bewegung zurück zu Platin zu beobachten war, weil Platin inzwischen deutlich preiswerter ist. Allerdings besteht auf dem Palladiummarkt ein fortwährendes Angebotsdefizit, sodass Analysten die Absturzgefahr für begrenzt halten. Als Beimischung ist Palladium in geringen Mengen in jedem Edelmetalldepot gut geeignet – als Faustformel gilt eine Aufteilung von 80 Prozent des Edelmetallvermögens in Gold und 20 Prozent in Silber, wobei der Anteil von 20 Prozent auch geringfügig zugunsten von Platin und Palladium verschoben werden kann.