Paul Kruger ließ also im Jahr 1892 neue Münzen prägen – und der Präsident wollte offenbar in numismatischer Hinsicht nur das Beste vom Besten. Dies fand man damals in Berlin, genauer gesagt in der Kaiserlichen Münze. Nicht nur die Prägetechnik, auch die Graveure und Stempelschneider genossen Weltruhm – allen voran Otto Schulz, der zuvor bereits zahlreiche andere gekrönte Häupter in Gold und Silber verewigt hatte.
Erstmals im Jahr 1892 erschienen goldene Münzen zu einem halben sowie einem ganzen „Pond“. Eingefleischte Münzenfans erkennen sofort, dass die Gewichte von 7,988 Gramm (1 Pond) und 3,994 Gramm (1/2 Pond) sowie die Feinheit von 917/1000 Stücken Gold nicht zufällig gewählt waren: Sie entsprachen exakt den Rahmendaten des britischen „Sovereign“, der damals bereits eine numismatische Legende war und in aller Welt als Handelsmünze akzeptiert war.
Mit seinen Goldmünzen wollte Paul Kruger als nicht „nur“ Werbung in eigener Sache machen, sondern auf dem Welthandel mitmischen und die südafrikanische Präsenz bei grenzüberschreitenden Zahlungen erhöhen. Doch die Prägezahlen machen deutlich, dass dieser Versuch kläglich scheiterte: Mit Auflagen zwischen 136.870 Stück (1898) und 336.000 Stück (1895) erreichte das „Pond“ aus Südafrika nicht einmal ansatzweise die Verbreitung, welche der Sovereign aus Großbritannien genoss. Lediglich im letzten Jahr der Prägung kratzte die Auflage mit 788.000 Stück an der Millionengrenze. Doch diese Menge reichte nicht aus, um außerhalb des Landes als Alternative zum weltweit bekannten Sovereign wahrgenommen zu werden.
Die Goldmünzen mit dem Bildnis von Paul Kruger entwickelten sich für den ehrgeizigen Politiker auch aus einem anderen Grund zu einem Fiasko: Zwar verstand der Stempelschneider Otto Schulz in Berlin sein künstlerisches Handwerk, doch ihm unterliefen gleich zwei Fehler, welche zu allem Überfluß auch in Südafrika zuerst nicht bemerkt wurden: Unterhalb des Präsidenten-Portraits setzte Schulz seine Initialen „OS“, so wie es damals üblich war – dumm nur, dass auf Afrikaans diese zwei Buchstaben nicht weniger als „Ochse“ bedeuteten – oder, wie politische Gegner von Paul Kruger wohl gesagt hätten: „Hornochse“.
Für Gelächter sorgte bei den Südafrikanern, welche die ersten Münzen des Jahres 1892 prägefrisch aus Berlin in die Hände bekam, zudem ein zweiter Fauxpas: Der Wagen, welcher auf der Wertseite abgebildet wurde, wies eine doppelte Deichsel mit vier gleich großen Rädern auf – so wie sie zu der Zeit in Europa unterwegs waren. Südafrikanische Farmer nutzten dagegen eine Deichsel, zudem waren die Hinterräder der dortigen Wagen deutlich größer als die Vorderräder. Nachdem bereits tausende Münzen aus Gold und Silbr geprägt waren, fiel der Fehler auf und Stempelschneider Schulz musste nachsitzen.
Schlussendlich gab es für Südafrika in numismatischer Hinsicht dennoch ein „Happy End“: Die als „Double Shaft“ bezeichneten Erstausgaben der Pond-Goldmünzen sind heutzutage begehrte numismatische Raritäten und auch die übrigen Jahrgänge werden werden der vergleichsweise geringen Auflagen mit einem kräftigen Aufschlag auf den reinen Goldpreis gehandelt. Sie faszinieren nicht zuletzt wegen der detailreichen Gestaltung „made in Germany“. Und seit 1967 ist Südafrika mit dem Krügerrand die unangefochtene Nummer Eins in der Welt der Goldmünzen.