Im Krisenjahr 2020 sind gute Nachrichten zur Mangelware geworden, insbesondere in der Finanzwelt. Auch der Edelmetallmarkt befindet sich nach dem großen Crash an den Börsen im Ausnahmezustand, denn Münzen und Barren sind begehrt wie nie zuvor und es gibt kaum Nachschub – mehrere Raffinerien in der Schweiz wurden infolge der Corona-Pandemie geschlossen. Doch inzwischen gibt es offenbar erste vorsichtige Schritte zurück zur Normalität: Medienberichten zufolge haben die Behörden im Schweizer Kanton Tessin den Goldproduzenten erlaubt, ihre Produktionsanlagen zumindest teilweise wieder in Betrieb zu nehmen – es können also wieder Goldbarren hergestellt werden.
Bei genauerer Betrachtung dürfte allerdings klar werden, dass das Angebotsdefizit am Edelmetallmarkt keinesfalls entschärft wird: So haben beispielsweise die Raffinerien „Pamp“ und „Valcambi“ mitgeteilt, dass weniger als 50 Prozent der normalen Produktionskapazitäten genutzt werden könnten. Ein Großteil der weltweiten Goldbarrenproduktion stammt aus dem Schweizer Tessin, welches sich in der Nähe zahlreicher Corona-Hotspots befindet.
Neben den Goldproduzenten in der Schweiz stehen auch andere Edelmetallverarbeiter unter Druck. So hat in Kanada die Corona-Pandemie massive Auswirkungen auf die Münzprägung: Die Royal Canadian Mint hat Ende März bekannt gegeben, dass die Produktion für mindestens zwei Wochen eingestellt werden sollte. Davon waren nach Angaben der RCM auch die Maple Leaf Anlagemünzen in Gold und Silber betroffen. Wie es an den zwei Produktionsstandorten der Royal Canadian Mint weitergeht, ist bislang unklar.
Bereits seit einigen Wochen ist auch in Südafrika die Produktion von Goldanlagemünzen stark eingeschränkt: Die Rand Refinery ist von einem vorerst 21 Tage andauernden „Lockdown“ des Landes betroffen und hat nicht nur ihre Schmelze geschlossen, sondern auch die Goldraffination erheblich reduziert: „Eine vollständige Schließung der Raffinerie hätte einen Dominoeffekt auf die Produktion auf dem Kontinent gehabt“, erklärte ein Unternehmensvertreter.
Der nächste Shutdown, welcher die Edelmetallmärkte weiter belasten könnte, steht in den USA bevor: Die Prägestätte der US Mint in West Point bei New York wurde im März bereits für mehrere Tage geschlossen, nachdem ein Mitarbeiter positiv auf den COVID-19 Virus getestet wurde. Allerdings wurde nach nur drei Tagen die Produktion wieder hochgefahren. Anders sieht es am Standort in San Francisco aus, hier ruht die Produktion seit dem 18. März – allerdings sind hiervon vor allem numismatische Produkte betroffen.