Erinnern Sie sich noch an das jahrelange Gezerre um die griechischen Staatsschulden? Der Dauerstreit um den südeuropäischen Schuldensünder ist inzwischen aus dem Fokus der Öffentlichkeit verschwunden, doch die Probleme sind geblieben – und so mancher Zeitgenosse bringt den Griechen ein tiefes Misstrauen entgegen. Dies resultiert möglicherweise nicht nur aus den Tricksereien zur Aufnahme in den Euro-Raum, sondern hat auch historische Gründe.
Bereits im 19. Jahrhundert versuchten die europäischen Staaten, die Währungsgrenzen zu beseitigen und einen grenzüberschreitenden Handel zu ermöglichen. An eine gemeinsame Währung in einer Zeit, in der viele Länder gerade auf dem Weg zur modernen Staatenbildung waren, war nicht zu denken. Doch die europäischen Staatenlenker hatten eine Idee: Selbst wenn die einzelnen Währungen verschiedenen Namen haben, so könnten sie doch wenigstens gemeinsame Gewichte und Abmessungen haben und wären somit gleichwertig.
Die „Lateinische Münzunion“ wurde daraufhin 1865 zwischen Frankreich, Belgien, Italien und der Schweiz geschlossen. Und das Erfolgsmodell lockte weitere Staaten an, sodass auch Griechenland der Union beitrat – doch die Griechen fielen bereits damals nicht unbedingt durch Vertragstreue auf: Durch die übermäßige Produktion von Papiergeld verwässerten sie die Stabilität der Münzunion, die eigentlich durch goldgedecktes Geld sichergestellt werden sollte. Weil so immer mehr Geld in Umlauf kam – oder anders gesagt: weil Griechenland mit seinem wertlosen Papiergeld an werthaltige Devisen aus dem Ausland kam – geriet das Gleichgewicht zwischen den einzelnen Währungen ins Wanken. Und die europäischen Staaten bemerkten alsbald, dass sie von ihren südeuropäischen Partnern über den Tisch gezogen wurden.
Das geldpolitische Experiment hatte somit keine lange Lebensdauer, doch ein Relikt aus der damaligen Zeit hat es bis ins 21. Jahrhundert geschafft: Die goldenen Umlaufmünzen aus Italien, Frankreich oder Belgien sind bis heute beliebte Anlageprodukte für Menschen, die in Gold investieren möchten. Denn durch die millionenfache Auflage haben die Goldprägungen keinen besonderen Sammlerwert, durch den enthaltenen Goldanteil von mehreren Gramm sind sie aber für Investoren interessant.
Wer nach einer spannenden Investment-Alternative zu den gängigen Anlagemünzen wie dem Krügerrand sucht, wird also mit den 20 Francs oder 20 Drachmen oder 20 Lire aus der Zeit der Lateinischen Münzunion fündig. Gelegentlich werden die Goldmünzen mit 20 Währungseinheiten auch „Doppelkronen“ genannt. Und mit etwas Glück ist es auch möglich, einzelne Jahrgänge zum Goldpreis zu ergattern, die mit geringer Auflage geprägt wurden und daher durchaus mit einem stattlichen Sammleraufschlag gehandelt werden. Und selbst bei den Jahrgängen mit Millionenauflage sichern sich Anleger ein Investmentprodukt mit hohem zeitgeschichtlichen Wert, welches von einer glanzvollen Zeit zeugt und den Stolz der jungen europäischen Nationalstaaten deutlich macht.