Der Krisenschutz steht hoch im Kurs
Was für ein Jahr – dieser Ausspruch, meist mit einem Seufzer verbunden, ist in diesen Tagen wohl in vielen Familien in Deutschland zu hören. Die Menschen kommen zur Ruhe und blicken zurück auf ein Jahr, welches geprägt war von der Corona-Pandemie und Einschränkungen des öffentlichen Lebens. Auch wenn dies auf den ersten Blick kurios klingt: Für Edelmetall-Anleger war 2020 jedoch ein gutes Jahr. Denn Gold und Silber sowie Platin und Palladium haben sich als optimale Krisen-Versicherung erwiesen und ihren Besitzern auf Jahressicht einen Wertzuwachs beschert.
Gold: Als Krisenschutz gefragt wie selten zuvor
Der Edelmetall-Superstar des Jahres 2020 ist ohne Zweifel Gold: Das gelbe Metall verzeichnet zwei Wochen vor dem Jahresende ein Plus von rund 13 Prozent in Euro und 23 Prozent in US-Dollar. 2020 wird zudem in die Gold-Geschichte eingehen als das Jahr, in dem ein neues nominelles Allzeithoch in US-Dollar erreicht wurde: 2.071,69 US-Dollar lautet die neue Zielmarke, welche der Goldpreis in den kommenden Monaten angreifen sollte. Damit wurde das bisherige Allzeithoch von 1.920 US-Dollar in den Schatten gestellt.
Das Jahr 2020 war gezeichnet von einem kontinuierlichen Aufwärtstrend beim Goldpreis, der vor allem durch die Corona-Pandemie verstärkt wurde. Als im Januar bekannt wurde, dass ein neuartiges Virus um die Welt gehen würde, steuerten viele Anleger den sicheren Hafen Gold an. Infolge der Kontaktbeschränkungen, welche Mitte März das öffentliche Leben in vielen Volkswirtschaften der Welt lahmlegten, kam es zu einem Crash an den Finanzmärkten und viele Aktien-Investoren mussten aufgrund von Margin-Calls zusätzliches Geld beschaffen, sodass sie Gold verkaufen mussten und den Goldpreis damit unter Druck setzen.
Die Goldpreis-Schwäche vom März 2020 blieb jedoch nur eine kurze Episode und die Delle im Chartbild wurde schnell ausgeglichen. Im Juli 2020 brachen daraufhin alle Dämme und Gold räumte in US-Dollar eine Hürde nach der nächsten aus dem Weg. Nach dem neuen Allzeithoch Anfang August befindet sich Gold in einem kurzfristigen Abwärtstrend und einer Konsolidierungsphase, die völlig gesund ist. Ein Sturz unter die Marke von 1.800 US-Dollar war nur von kurzer Dauer, daraufhin griffen viele Investoren erneut zu. Denn die fundamentalen Rahmenbedingungen für Gold, allen voran die historisch einmalige Geldflut der Notenbanken, haben sich nicht geändert. Früher oder später dürfte es zu einem Anstieg der Inflation kommen – und Gold wird als Schutz gegen Geldentwertung noch wertvoller.
Silber: Das Comeback ist geglückt
Im Hinblick auf die Wertentwicklung hätte allerdings nicht Gold, sondern der „kleine Bruder“ Silber die ganz große Bühne verdient: Mit rund 30 Prozent Wertzuwachs in Euro und 43 Prozent in US-Dollar bis kurz vor Jahresende ist Silber endlich ein Comeback geglückt. Zwischenzeitlich stand Silber noch deutlich höher und hat den Sprung über die Marke von 30 US-Dollar nur knapp verpasst. Inzwischen läuft jedoch eine Gegenbewegung nach einer mehrmonatigen Konsolidierungsphase. Besonders glücklich können sich diejenigen schätzen, die im März 2020 zugegriffen haben, als Silber infolge des Corona-Crashs auf bis zu 11,69 US-Dollar gedrückt wurde. Sie haben ihren Einsatz mehr als verdoppeln können – und dies in weniger als einem Jahr.
Platin: Noch deutlich Luft nach oben
Während Gold und Silber ihre Besitzer im Jahr 2020 zufrieden stellen konnten, fällt die Bilanz bei Platin eher verhalten aus. Denn der Platinpreis steht zum Jahresende fast genau dort, wo er im Januar ins Jahr gestartet war – bei rund 850 Euro pro Feinunze. Platin war als Industriemetall massiv von den Verwerfungen an den Aktienmärkten im März und April betroffen und zwischenzeitlich auf fast 500 Euro pro Feinunze abgestürzt, nachdem im Frühjahr noch Preis von 900 Euro und mehr bezahlt wurden. Auch bei Platin gilt jedoch: Wer im April oder später gekauft hat, kann zum Jahresende stattliche Renditen einstreichen. Und für das kommende Jahr wird erwartet, dass Platin weiter auf der Überholspur bleibt.
Palladium: Die neue Nummer Eins der Edelmetalle
Dass Palladium mit zweistelligen Zuwachsraten überzeugt, ist inzwischen kaum noch eine Nachricht wert – das weiße Metall hat sich vom Geheimtipp zur neuen Nummer Eins der Edelmetalle entwickelt. Mit rund 12 Prozent in Euro und 22 Prozent in US-Dollar bewegen sich die Renditen jedoch auf dem Niveau von Gold – allerdings ist Palladium inzwischen mit Abstand das teuerste der vier klassischen Edelmetalle Gold, Silber, Platin und Palladium. Und Palladium hat sich während der Konsolidierung der letzten Monate deutlich besser geschlagen als Gold.