Der Bundesadler ist seit der Einführung der Deutschen Mark und des Euro als Hoheitszeichen auf den größeren Münznominalen der Bundesrepublik Deutschland sowie auf den Gedenkmünzen zu sehen – und dementsprechend für die meisten Münzensammer wohl zum numismatischen Inventar geworden, welches man nicht weiter beachtet. Und so dürfte es wohl auch in den meisten anderen Ländern sein, welche ihre Wappen auf Münzen prägen. Warum soll nun also ausgerechnet ein solches Motiv aus Großbritannien zum Bullion-Bestseller des Jahres 2019 werden?
Das neueste Produkt der britischen Royal Mint hat durchaus das Zeug zu einem solchen Erfolg: Die königliche Prägestätte erweitert ihre Produktpalette im Bereich der Edelmetallanlagemünzen um eine Goldmünze mit dem klingenden Namen „Royal Arms„. Dahinter verbirgt sich nicht weniger als das königliche Wappen, vollständig als „The Royal Coat of Arms of the United Kingdom“ bezeichnet. Die Münze soll zuerst in Gold in geringer Auflage geprägt werden, danach folgt im Laufe des Jahres auch eine Silberausgabe.
In Zeiten des Umbruchs setzt die Royal Mint bei ihrem neuesten Motiv auf Tradition und Kontinuität: Die Gestaltung besteht in Grundzügen seit mehreren Jahrhunderten und wurde bis heute immer wieder geringfügig angepasst. Die Royal Mint hat als Grundlage den Entwurf des Wappens von Eric Sewell genutzt und durch den Graveur Timothy Noad zeitgenössisch überarbeiten lassen. Im Zentrum des Wappens befindet sich ein Schild mit vier Feldern, von denen zwei durch die drei englischen Löwen ausgefüllt werden. Ein Feld ist für den schottischen Löwen und ein Feld für die irische Harfe reserviert. Zudem wurden eine Distel, eine Rose sowie ein Kleeblatt eingebaut, diese stehen für Schottland, England und Irland. Zudem wurde ein walisischer Lauch ergänzt.
Das „Royal Coat of Arms of the United Kingdom“ hat im Vereinigten Königreich eine besondere Bedeutung. Es ist das Erkennungszeichen der britischen Monarchie und findet sich auf zahlreichen offiziellen Dokumenten, beispielsweise auf den Reisepässen der Briten. Die Royal Mint bezeichnet das Motiv als Sinnbild für Würde und Stärke. Für die Prägung wurde modernste Technik eingesetzt, im Hintergrund befindet sich eine aufwändig gestaltete feine Strahlengrafik – diese soll die Fälschung der Münzen erschweren. Die Goldmünze hat einen Nennwert von 100 Pfund, die Silbermünze soll einen Nennwert von zwei Pfund haben.
Die Royal Mint hat Jahrzehnte lang ein Schattendasein auf der Edelmetall-Landkarte gefristet, ihre Bullionmünze „Britannia“ war eher ein Geheimtipp als ein Massenprodukt. Doch mit der Einführung der „Queen’s Beasts“-Serie erschloss die Royal Mint nicht nur den Grenzbereich zwischen moderner Numismatik und dem Edelmetall-Investment, sie bewies auch, dass heraldische Themen bei Sammlern und Anlegern gefragt sind. Denn die zehnteilige Serie zeigt Wappentiere, welche die familiären Wurzeln von Königin Elisabeth II. verdeutlichen.