Warum soll ich für eine Gold-Unze 1.900 Euro zahlen, wenn der Weltmarktpreis für Gold bei 1.700 Euro liegt? Diese Frage kommt in Onlineforen und sozialen Netzwerken mit zuverlässiger Regelmäßigkeit auf, wenn eine neue Münzrarität aus Gold auf den Markt kommt. In den Kommentarspalten sind leidenschaftliche Diskussionen (und gelegentlich auch bissige Konflikte) zu beobachten.
Noch vor ein paar Jahren waren die Grenzen klar umrissen in der Welt der Münzen: Während sich die klassischen Münzensammler um historische und moderne Münzen mit Seltenheitswert und besonderen Eigenschaften (z.B. eine überdurchschnittliche Erhaltung, eine geringe Auflage, eine besondere Prägetechnik) kümmerten, zählte bei den Freunden von Anlagemünzen nur eines: Der reine Metallwert. Und tatsächlich standen sich die Numismatiker und die Bullion-Investoren auf den großen Münzen- und Edelmetallmessen durchaus kritisch gegenüber.
Von diesem Gegensatz ist in der Finanzkrise 2.0 jedoch nichts mehr zu sehen. Denn immer mehr Münzensammler machen sich über den Schutz ihres Vermögens Gedanken und kaufen Bullion-Produkte. Und die Edelmetall-Investoren entdecken die faszinierende Geschichte und Kunst der Numismatik und haben Spaß bei der Suche nach seltenen Schätzen für ihre Sammlung. Das Interesse an der Numismatik ist ungebrochen – nicht zuletzt wegen zahlreicher Rekordergebnisse bei Auktionen. Offenbar wird eine gepflegte Münzensammlung mit Top-Raritäten inzwischen auch als Sachwert-Alternative verstanden, denn die Wertsteigerungen sorgen für eine zusätzliche Rendite.
Die Münzprägestätten in aller Welt haben diesen Trend erkannt und neben ihren Standard-Anlageprodukten, die meist in unlimitierter Auflage in einem industriellen Prägeverfahren hergestellt werden, das Programm ausgebaut: Klassische Bullion-Produzenten wie die Perth Mint geben verstärkt so genannte „Premium Bullion“-Münzen heraus. Hierbei handelt es sich um Münzen aus Gold und Silber, welche im Hinblick auf Gewicht und Feinheit den Standard-Anlagemünzen entsprechen, aber mit einer äußerst geringen Auflage sowie numismatischen „Special Effects“ versehen werden.
Dass die Mischung aus Numismatik und Bullion nicht nur spannend ist, sondern auch aus Rendite-Sicht äußerst clever, zeigen zahlreiche Beispiele aus den letzten Jahren. Denn viele „Premium Bullion“-Münzen, die mit einem Aufschlag auf den reinen Metallpreis verkauft wurden, haben eine regelrechte Wertexplosion hingelegt. Die Simpsons-Serie oder die Serien mit dem „Australian Emu“ sowie „Australian Swan“ haben eine exzellente Wertentwicklung hingelegt. Es ist daher auch aus Investment-Sicht sinnvoll, neben den klassischen Anlagemünzen wie dem Krügerrand, dem Wiener Philharmoniker oder dem Maple Leaf auch eine moderne Rarität ins Portfolio aufzunehmen – solange sie verfügbar ist, denn durch die extrem niedrigen Auflagen sind Premium-Bullion-Münzen meist nach kurzer Zeit restlos ausverkauft.