Das Jahr 2020 wird für viele Investoren, egal ob sie nun auf Aktien, Staatsanleihen oder Edelmetalle gesetzt haben, immerwährend in Erinnerung bleiben. Denn in diesem Jahr hat es nicht nur einen Crash an den Finanzmärkten gegeben, den die meisten Anleger nicht erwartet hatten. Viele Sicherheiten, Gesetzmäßigkeiten und Börsenregeln wurden auf den Kopf gestellt – man denke nur an die Reaktion der Edelmetallpreise auf den Crash und die darauf folgenden historischen Notenbank-Nothilfen, die innerhalb kürzester Zeit verpufft sind. Während die meisten Marktbeobachter mit einer Explosion des Goldpreises gerechnet hatten, blieb eine Fortsetzung der Edelmetallhausse aus – vorerst. Denn Nullzinsen sind eigentlich gut für das ebenfalls zinslose Gold.
Investoren müssen sich im Edelmetall-Bereich allerdings mit ganz neuen Phänomenen auseinandersetzen – wer hätte noch vor ein paar Wochen gedacht, dass kleine Edelmetallhändler ihre Onlineshops wegen eines restlosen Ausverkaufs schließen müssen? Kaum jemand hat wohl auch erwartet, dass die Wertelogistiker den Versand von Edelmetallen einstellen. Ein weiteres Alarmzeichen in der Corona-Krise: Die Aufgelder für physisches Edelmetall sind in den letzten Wochen förmlich explodiert.
In der telefonischen Beratung kommt bei der Degussa Goldhandel daher eine Frage immer wieder auf: „Warum kostet eine Silberunze bei Ihnen 16,50 Euro, wenn der Spotpreis auf dem Weltmarkt bei Silber aktuell 12,00 Euro beträgt?“ Diese Frage ist absolut berechtigt, weil der Abstand vor dem Ausbruch der Corona-Krise geringer ausfiel. Das Gleiche gilt für Goldmünzen und Goldbarren. Erschwerend kommt hinzu, dass viele Produkte inzwischen vergriffen sind.
Die Differenz zwischen der aktuellen Notierung der Rohstoffe „Gold“ und „Silber“ und einer Silberanlagemünze wie dem Krügerrand oder dem Maple Leaf wird als „Aufgeld“ bezeichnet. Dieser Wert wird durch die Produktionskosten beeinflusst, durch laufende Kosten beispielsweise für die Lagerung und Versicherung – und durch die aktuelle Marktlage. Und während der Preis für Gold und Silber in den vergangenen Wochen durch die Papiermärkte massiv gesunken war, besteht eine Rekordnachfrage nach physischem Gold und Silber. Die Folge: Viele Produkte sind restlos ausverkauft.
Und weil die Produzenten mit der Prägung neuer Münzen inzwischen nicht mehr nachkommen und auch der Sekundärmarkt so gut wie leer gefegt ist, sind die Aufgelder zuletzt gestiegen – hier greift das simple Prinzip von Angebot und Nachfrage. Aus diesem Grund fordern auch viele Experten, zwei unterschiedliche Preise für physisches Gold und Silber einerseits und virtuelles Gold und Silber (also Futures an den Terminbörsen) andererseits auszuweisen – denn Münzen und Barren lassen sich, anders als Papiere und Versprechungen nicht beliebig vermehren.
Eine ähnliche Entwicklung war in den vergangenen Jahren in extremen Marktsituationen wiederholt zu beobachten, allerdings fielen die Aufgelder noch nie zuvor so stark ins Gewicht wie derzeit. Es stellt sich derzeit eindrucksvoll heraus, dass „wahre“ (Sach-)Werte einen ganz eigenen Wert haben und das Vermögen von Sparern und sicherheitsorientierten Anlegern optimal schützen, während die Aktienkurse ins Bodenlose fallen. Und es ist wenig überraschend, dass niemand derzeit sein Gold und Silber verkaufen möchte – denn ein Ende des historischen Crashs des Jahres 2020 ist noch lange nicht absehbar.