Jedes Jahr im Januar lädt die London Bullion Market Association (LBMA) zu einem Wettstreit ein, der innerhalb der Edelmetalllandschaft mit Spannung erwartet wird: Für die offizielle Goldpreis-Vorhersage („forecast“) werden ausgewählte Analysten von wichtigen Geldhäusern befragt. Die Werte werden veröffentlicht, sodass am Ende eines jeden Jahres ein spannender Rückblick möglich ist und besonders präzise Vorhersagen gewürdigt werden können.
Kurz vor dem Wechsel von 2017 zu 2018 steckt die LBMA in den Vorbereitungen der Prognosen-Ermittlung für das neue Jahr – und weil das Handelsjahr bald abgeschlossen ist, lässt sich bereits die Güte der Prognosen einschätzen. Grundsätzlich zeigten sich die Analysten vor dem Beginn des Jahres 2017 optimistisch für die weitere Entwicklung des Goldpreises. Die Experten, die sich an dem „LBMA Forecast“ für 2017 beteiligten, gaben einen durchschnittlichen Goldpreis von etwa 1245 US-Dollar aus und lagen damit gar nicht so weit von den Werten vor Weihnachten 2017 entfernt. Der Mittelwert aller Wachstumsprognosen, die bei der LBMA-Vorhersage abgegeben wurden, lag bei 5,3 Prozent – tatsächlich hat Gold im Jahr 2017 jedoch auf Dollar-Basis um etwa 13 Prozent zugelegt.
Auch die tatsächlichen Höchst- und Tiefstwerte entsprachen dem ungefähren Niveau der Schätzungen der Analysten. Die Höchststände für Gold sagten sie in einer Bandbreite zwischen 1.300 und 1.450 US-Dollar voraus – tatsächlich wurde der Höchststand mit 1.346,70 am 10.09.2017 erreicht. Die Analysten zeigten sich also etwas zu optimistisch, doch den allgemeinen Markttrend haben sie korrekt vorhergesagt. Die vorhergesagten Tiefstwerte für 2017 lagen meist um den Wert von 1150 US-Dollar und damit sehr nah am tatsächlichen Tief von 1.133,75 US-Dollar, das bereits am 1.1.2017 erreicht und danach nie mehr unterboten wurde.
Weniger ruhmreich fällt die Präzision der Prognosen für die übrigen Edelmetalle aus: Für Palladium gingen die Analysten im Jahr 2017 von einem Wertzuwachs aus, der bei nur 2,4 Prozent lag – diese Vorhersage lag meilenwert von dem tatsächlich erzielten Wertzuwachs von 60 Prozent entfernt. Allerdings war es in der Vergangenheit so gut wie nicht möglich, Haussephasen mit einem ähnlich massiven Tempo vorherzusagen.
Während die London Bullion Market Association (LBMA) ihr Tippspiel für das neue Jahr abschließt, liegen bereits erste Prognosen für das neue Jahr vor – und diese fallen überraschend vorsichtig aus. So glaubt die Großbank UBS an einen Durchschnittspreis von lediglich 1.285 Dollar je Unze für 2018. Als Begründung führt die UBS an, dass der Goldpreis in einem Umfeld niedriger Realzinsen gut gestützt sei, jedoch von einem begrenzten Aufwärtspotenzial belastet werde. Morgan Stanley sagt einen Durchschnittspreis von 1.269 Dollar je Unze für 2018 voraus.
Nicht fehlen darf auch im neuen Jahr die traditionell pessimistische Prognose von Goldman Sachs – die „Goldmänner“ sagen Kursrückgang auf 1.200 Dollar voraus, der bereits bis zur ersten Jahreshälfte 2018 eintreten soll. Wer bereits länger auf dem Edelmetallmarkt unterwegs ist, weiß jedoch, dass Goldman Sachs mit seinen Prognosen in den vergangenen Jahren regelmäßig danebengelegen hat – und auch wiederholt sein Engagement auf dem Goldmarkt ausgebaut hat, während Crash-Prognosen gestreut wurden.