Fakt ist: Die beiden Weißmetalle sind die Anlagegewinner des Jahres 2019. Sowohl Platin als auch Palladium haben eine höhere Rendite erzielt als Gold und Silber. Palladium erzielt seit Monaten ein Allzeithoch nach dem nächsten. Platin liegt hingegen „nur“ ein paar Prozent über dem Preisniveau aus dem Jahr 2017. Es gibt allerdings nicht wenige Stimmen, die sich für Platin als Geheimtipp des Jahres 2020 aussprechen. Denn bei dem weißen Metall hat sich bereits viel getan: Allein in den vergangenen 52 Wochen hat sich Platin von einem Tief bei 779,50 US-Dollar nach oben gekämpft. Platin könnte künftig wieder verstärkt als Ersatz für Palladium bei der Herstellung von Katalysatoren zum Einsatz kommen, nicht zuletzt weil der Markt für dieselbetriebene Nutzfahrzeuge in Asien massiv ansteigt und sich die Chinesen inzwischen auch verstärkt Gedanken um den Klimaschutz machen. Zudem gelten ab dem Jahr 2021 in der EU strengere Obergrenzen für den CO2-Ausstoß von neu zugelassenen Fahrzeugen. Der World Platinum Investment Council (WPIC) erwartet unterm Strich ein Angebotsdefizit von 30.000 Unzen für das Jahr 2020.
Gute Nachrichten gibt es auch für Palladium-Investoren: Es ist davon auszugehen, dass das physische Defizit sich in den kommenden Jahren ausbauen dürfte, zudem befürchten viele Beobachter eine Erschöpfung der Palladiumvorkommen. Aus diesem Grund stehen die Zeichen gut, dass auch Palladium das Ende des Edelmetall-Booms noch nicht erreicht hat. Allerdings sollten sich renditeorientierte Anleger stets auf Rückschläge, auch in stärkerer Form, gefasst machen. Während kurz-und mittelfristig noch Zuwächse realistisch erscheinen, sind viele Analysten bei Palladium langfristig negativ gestimmt.
Sowohl bei Platin als auch Palladium ergeben sich für Anleger, welche physische Edelmetalle bevorzugen, mehrere Herausforderungen: Die Produktpalette bei beiden Edelmetallen ist überschaubar. Während einige Prägestätten in den vergangenen Jahren ihr Portfolio um eine Platinmünze ergänzt haben, beispielsweise die Münze Österreich sowie die Royal Mint, lassen sich die geeigneten Anlagemünzen aus Palladium weiterhin an einer Hand abzählen – bekannt ist beispielsweise der Maple Leaf aus Kanada sowie der Emu aus Australien.
Die größte Hürde ist für viele Anleger aber wohl die Besteuerung: Bei Platin und Palladium werden ausnahmslos 19 Prozent Mehrwertsteuer fällig. Es ist jedoch zu berücksichtigen, dass sowohl Platin als auch Palladium im vergangenen Jahr eine Rendite erzielt haben, die oberhalb von 19 Prozent liegt. Ein Geheimtipp am Rande: Erstmals werden 2020 die beliebten Lunar-Münzen aus Australien in Platin geprägt. Die Auflage ist mit nur 5.000 Stück extrem gering.
Grundsätzlich sollten sicherheitsorientierte Anleger einen Schwerpunkt ihres Investments auf Gold legen. Das gelbe Metall zeichnet sich im Vergleich zu Silber, Platin und Palladium durch eine deutlich geringere Volatilität aus – damit ist die Schwankungsbreite zwischen Hochs und Tiefs gemeint. Insbesondere Palladium hat im vergangenen Jahr gezeigt, dass es auch jederzeit für negative Überraschungen gut sein kann. So verlor Palladium beispielsweise im März 2019 innerhalb von einer Woche rund 150 Euro pro Feinunze an Wert. Und auch die übrigen Weißmetalle Silber und Platin sind deutlich Korrektur anfälliger als Gold. Aus diesem Grund sollten die Weißmetalle eher als Beimischung im Edelmetall-Portfolio verstanden werden und einen Anteil von 10-20 Prozent ausmachen. Wer einen größeren Anteil seines Investments in Silber, Platin oder Palladium hält, konnte im Vergleich zu Gold in den vergangenen Jahren größere Sprünge machen, musste aber auch einen langen Atem bei zwischenzeitlichen Rückschlägen beweisen.