Wer in den vergangenen Wochen im Webshop der Münze Österreich gestöbert hat, dürfte über ein kleines Detail gestolpert sein: Neben den prächtigen Numismatik-Produkten der österreichischen Münzprägestätte sowie den Investment-Klassikern mit dem Philharmoniker-Motiv in Gold und Silber tauchte dort ein neues Produkt auf: Eine Mini-Münze aus Platin mit einem ungewöhnlichen Nennwert von acht Euro und einem Gewicht von einer Viertelunze.
Was auf den ersten Blick kurios anmutet, ist tatsächlich jedoch ein geschickter Schachzug der Österreicher und eine Reaktion auf die extreme Nachfrage nach Platin-Münzen. Bereits 2016 hatte die Münze Österreich ihre Produktpalette um eine Platin-Unze mit dem Motiv der Wiener Philharmoniker ergänzt. In diesem Jahr zog die Royal Mint nach und stellte ihre beliebte „Queen’s Beasts“ Serie erstmals in Platin vor. Nachdem beide Münzen zu absoluten Verkaufsschlagern geworden sind, legte die Münze Österreich nun nach und entwickelte ein Produkt, welches auch mit kleinem Geldbeutel erschwinglich ist. Und für 2018 steht bereits die nächste Platin-Münze in den Startlöchern: Die Perth Mint arbeitet an einer Platin-Variante ihres beliebten „Australian Kangaroo“. Das Platin-Känguru soll noch in diesem Jahr auf den Markt kommen.
Platin stand bis vor ein paar Jahren noch im Schatten der berühmten Edelmetalle Gold und Silber. Die hohe Mehrwertsteuer für Weißmetalle hielt viele Anleger davon ab, ihr Geld in Platin zu stecken. Und wer sich zu einem Investment durchringen konnte, stand vor dem praktischen Problem, ein passendes Anlageprodukt zu finden. Denn vor der Markteinführung der britischen und österreichischen Platin-Bullion-Münzen war es eine echte Herausforderung, geeignete Platin-Produkte zu finden. Bislang war lediglich der Maple Leaf aus Kanada in einer Platin-Variante zu haben, in geringer Auflage wurde auch ein Koala aus Australien in Platin geprägt. Wenn überhaupt, war in Deutschland eine Platin-Münze der kleinen Kanalinsel „Isle of Man“ gelegentlich bei Edelmetallhändlern im Angebot – doch die Prägezahlen des „Noble“, der zwischen 1983 und 1989 und danach bis 1997 unregelmäßig hergestellt wurde, machen deutlich, dass Platin als Investment bis vor kurzem noch nicht salonfähig war.
Der Platin-Boom der vergangenen Jahre hat durchaus die meisten Prägestätten überrascht – doch die Hintergründe sind leicht zu erklären: Platin hat stärker als Gold an Wert eingebüßt und ein entsprechend höheres Aufholpotenzial. Zwischenzeitlich kostete Platin sogar mehr als Gold, inzwischen liegt das weiße Metall deutlich unterhalb der Gold-Notierungen. Inzwischen hat Platin jedoch eine fulminante Aufholjagd hingelegt – und wer den Mut hatte, ein bisschen Geld in Platin zu stecken, wurde fürstlich belohnt.
Für Platin sprechen aktuell gleich mehrere fundamentale Gründe: Das Metall wird stärker als Gold in der Industrie nachgefragt, insbesondere in der Herstellung von modernen Automobilen. Die Hälfte des weltweit geförderten Platins landet in der Autoindustrie. Und weil diese Branche trotz der Abgas-Skandale boomt, erwarten viele Beobachter künftig einen weiteren Auto-Boom und damit eine höhere Nachfrage nach Platin. Allerdings schlägt sich eine mögliche Rezession auch deutlich stärker als bei Gold auf den Platinpreis nieder. Luft nach oben hat der Platinpreis jedoch auch, weil Platin in Reinform kaum noch vorkommt und daher immer seltener abgebaut wird. Die Förderung von Platin ist teuer und kompliziert – es ist also anzunehmen, dass das weiße Metall immer knapper und dadurch auch teurer wird.
Die Degussa Goldhandel rät ihren Kunden, sich Platin als Ergänzung zu Gold und Silber etwas näher anzusehen. Ein Investment-Portfolio, welches größtenteils aus Platin besteht, ist nicht zu empfehlen – doch in geringem Umfang sollte Platin im Sinne einer breiten Diversifizierung des Investments in jedes Depot gehören. Üblicherweise wird empfohlen, 80 Prozent der Edelmetallbestände in das wertstabile Gold und 20 Prozent in das chancenreiche Silber zu investieren. Dieser Anteil kann zugunsten von Platin leicht heruntergesetzt werden. So entsteht ein chancenorientiertes Gesamtportfolio, welches im Falle einer Platin-Schwäche durch Gold abgesichert ist und bei einem Platin-Boom besonders attraktive Wertzuwächse erreichen kann.