Nach der Veröffentlichung der Bundestagswahlergebnisse stellen sich vermutlich viele Investoren die Frage: Wie geht es politisch weiter in Deutschland? Wie wird die neue Regierungskoalition aussehen? Nach der überraschenden Koalitionsabsage der SPD bleiben der CDU-CSU unter Kanzlerin Angela Merkel zwei Optionen: eine „Jamaika-Koalition“ (CDU-CSU/FDP/Grüne) und eine Minderheitsregierung (CDU-CSU/FDP oder CDU-CSU/Grüne).
Die Grünen haben bereits Interesse an einer Regierungsbeteiligung signalisiert. Folglich spielt die FDP die zentrale Rolle, um der neuen Regierung zu einer Parlamentsmehrheit zu verhelfen.
Für die Liberalen wäre jedoch – gerade mit Blick auf die „Eurorettungspolitik“ – eine Beteiligung an der Jamaika-Koalition alles andere als ein „Home Run“: Um den Euro zu halten, sind große Transferzahlungen von Deutschland und anderen „Nordländern“ an andere Euro-Länder erforderlich – vor allem um strauchelnde Banken und marode Staatshaushalten zu finanzieren; und es geht dabei nicht um „Einmalunterstützungen“, sondern um permanentes Subventionieren.
Dazu wird vor allem auch die Europäische Zentralbank (EZB) zum Einsatz kommen müssen: Sie wird die Zinsen weiterhin extrem niedrig halten und Staatsschulden monetisieren. Zur „Euro-Rettung“ wird man beispielsweise auch zulassen müssen, dass die berüchtigten „Target-2“-Salden weiter anschwellen. (Letztere laufen darauf hinaus, dass die Deutsche Bundesbank de facto uneinbringliche Forderungen aufhäuft, für die der deutsche Steuerzahler zahlt.)
Allesamt Politiken, die die FDP nicht in ihrem Wahlprogramm hat – und für die sie vermutlich auch nicht ihre Stimmen bekommen hat. Eine Jamaika-Koalition wäre folglich abhängig von der Bereitschaft und Fähigkeit der FDP, ihre liberalen Prinzipien in wichtigen Sachfragen den Politikvorgaben von CDU-CSU und Grünen unterzuordnen. Ob daraus eine stabile Regierung erwachsen kann, die auch in schwierigen (Krisen-)Phasen beisammen bleibt, wird sich zeigen müssen.
Belastung für den Euro, Gold bleibt attraktiv
Aus Sicht der Finanzmärkte dürfte die veränderte politische Situation in Deutschland die „Gefahrenlage“ für den Euroraum vergrößert haben: Die Wahrscheinlichkeit, dass die Stützung von Geschäftsbanken und Staatshaushalten so geräuschlos wie bisher fortgesetzt werden kann, ist geringer geworden. Es ist jetzt politisch schwieriger, den Euro nach dem Motto „egal was es kostet“ durch regulative und institutionelle Maßnahmen (wie zum Beispiel die Bankenunion) zu erhalten.
Die „Rettungslast“ wird noch stärker als bisher von der EZB übernommen werden müssen. Und das heißt: weiterhin extrem niedrige Zinsen, weitergehende Anleihekäufe, noch mehr Geldmengenausweitung und – in letzter Konsequenz – einen größeren Kaufkraftverlust des Euro nach innen und nach außen. So gesehen dürfte der deutsche Wahlausgang den Euro-Außenwert tendenziell belasten.
Die Akteure auf den internationalen Finanzmärkten wird das vermutlich nicht kalt lassen. Denn schließlich ist der Euroraum eng in das internationale Wirtschafts- und Finanzmarktgeschehen eingebunden, und er verfügt zudem auch über den weltweit größten Bankenapparat (in absoluten Zahlen sowie auch relativ zur Wirtschaftsleistung berechnet). Wiederkehrende Probleme im Euroraum dürften daher die Risikolage im weltweiten Finanzsystem tendenziell verschärfen.
Für Anleger im Euroraum bleibt das Gold eine attraktive Option: Die „Währung Gold“ kann durch geldpolitische Manöver nicht entwertet werden. Zudem unterliegt das gelbe Metall (anders als Bankeinlagen) keinem Zahlungsausfallrisiko. So gesehen ist Gold eine „Versicherung“ für das Vermögensportfolio – eine Versicherung, die, wie wir meinen, zum aktuell herrschenden Marktpreis relativ günstig zu haben ist.