Institutionelle Investoren der wichtigste Treiber hinter dem erwarteten Anstieg
Das englische Edelmetallanalysehaus Metals Focus hat am Donnerstag seinen Jahresbericht zur Situation auf dem Silbermarkt in London präsentiert. Die ersten fünf Monate des Jahres 2017 brachten zunächst keine klare Richtung. Dabei hatte das weiße Metall in diesem Jahr durchaus positiv begonnen und konnte sogar, was die prozentualen Gewinne anging, Gold einmal mehr hinter sich lassen. Seitdem wurde das Metall allerdings ein Stück weit zwischen zwei Großwetterlagen aufgerieben, nämlich einerseits steigenden US-Zinssätzen und einer robusten Wirtschaftsentwicklung, und andererseits Bedenken über die Fähigkeit der US-Regierung, ihre wirtschaftlichen Versprechen zu erfüllen. Hinzu kämen die bekannten globalen geopolitischen Bedenken. Dieser Zwiespalt habe aus Sicht von Metals Focus eine klare Positionierung hinsichtlich der weiteren kurzfristigen Kursentwicklung verhindert, ein Umstand, der am Ende auch institutionelle Investoren abgeschreckt habe.
Trotz der bisherigen Herausforderungen erwartet Metals Focus für den Rest des Jahres 2017 einen positiven Verlauf des Silberpreises. Dabei verweisen die Analysten auf die zunehmend schwierigere Situation in der amerikanischen Innenpolitik, welche die im ersten Drittel des Jahres teils extrem niedrige Nachfrage seitens privater Investoren in den USA beflügeln sollte. Auch verweisen die Londoner auf die hohen Aktienkurse nicht nur in den USA und die daraus erwachsenden Gefahren für eine stärkere Korrektur. Daneben, so die Prognose, werden die Zinsen in den USA weniger schnell als bisher gedacht angehoben werden. Noch weniger erwarten die Analysten, dass sich die Situation in den anderen Währungsräumen ändert, wo am Ende sogar negative Zinsen weiter ein Thema blieben.
Vor diesem Hintergrund würden die institutionellen Käufer in den verbleibenden sieben Monaten des Jahres noch stärker als bisher als Käufer auftreten, was sich nicht zuletzt an einer steigenden Nachfrage für börsengehandelte Silberprodukte, den sogenannten ETFs, widerspiegeln werde. Die Bestände in diesen Produkten waren trotz der zwischenzeitlichen Kaufzurückhaltung seit Anfang dieses Jahres um fast 19 Mio. Unzen (oder rund 590 t) angestiegen.
Etwas mehr Unterstützung für den Silberpreis erwarten die Analysten von Metals Focus dank der derzeit vergleichsweise guten konjunkturellen Aussichten in den Bereichen Schmuck und industrieller Verbrauch. Allerdings würden die positiven Impulse in diesem Bereich durch eine deutlich rückläufige Nachfrage nach Barren und Münzen wett gemacht, so dass die physische Gesamtnachfrage für das zweite Jahr in Folge rückläufig sein werde. Insgesamt, so Metals Focus, dürften die Käufe von Münzen und Barren durch die privaten Anleger in diesem Jahr um einen zweistelligen Prozentsatz sinken. Im Ergebnis werden dies zu einem Überschuss auf dem physischen Markt führen, der mit 90,4 Mio. Unzen (2.811t) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 34% höher ausfallen werde.
Für Metals Focus stellt dieser Überschuss allerdings kein Problem dar, werde er doch von der Nachfrage der institutionellen Investoren mehr als kompensiert. In der Folge erwarten die Analysten in der zweiten Jahreshälfte einen Anstieg des Silberpreises auf über 20 $ je Unze und einen Durchschnittskurs für 2017 in Höhe von 18,30 $ je Unze. Gegenüber 2016 würde dies ein Plus von 7 Prozent bedeuten.