Während Länder wie Südafrika, Australien oder Kanada seit Jahrzehnten auf dem Markt für Edelmetall-Anlagemünzen erfolgreich sind, hat Europa im Hinblick auf „Bullion-Münzen“ wenig zu melden – lediglich Großbritannien und Österreich mischen auf dem weltweiten Edelmetallmarkt mit eigenen Investment-Produkten mit. Insbesondere der „Wiener Philharmoniker“ hat sich zum numismatischen Botschafter für ganz Europa entwickelt. Doch im Schatten von „Phil“ steht eine Anlagemünze mit einer faszinierenden Geschichte.
Der Maria-Theresien-Taler gilt als Mutter aller Bullionprägungen und wartet mit Zahlen auf, die auf den ersten Blick kaum zu glauben sind: Rund 390 Millionen Stück wurden bis zum Jahr 2000 geprägt. Die ersten Taler dieser Art kamen im Jahr 1741 auf den Markt, als an Krügerrand und Co. noch lange nicht zu denken war. Und die Silbermünze wird nach historischem Vorbild bis heute geprägt, sie zählt somit zu den Münzen mit der längsten Präge-Historie weltweit. Die Münze Österreich hält am „MTT“, wie die Silbermünze in Sammlerkreisen genannt wird, trotz des Siegeszuges des „Wiener Philharmoniker“ auch künftig fest.
Die Ursprünge des Maria-Theresien-Talers reichen in eine Zeit zurück, als Maria Theresia als Erzherzogin von Österreich und Gattin des Kaisers Franz I. Stephan lebte. Bereits damals wurde sie als Handelsmünze und Zahlungsmittel eingesetzt, aber auch als politisches Statement und massenmediales Werbemittel: Die Regentin nutzte Münzen und Medaillen gekonnt, um ihre Agenda in die österreichischen Erblande zu transportieren. Als Bauherrin für viele bedeutende Einrichtungen in Österreich machte sich Maria Theresia einen Namen, zudem wirkte sie als Kupplerin für ihre Nachfahren und entwickelte somit ein Familiengeflecht, welches sich über ganz Europa erstreckte.
Der Maria-Theresien-Taler nahm in der politischen Strategie von Maria Theresia eine wichtige Rolle ein – und hat der Kaiserin, die rein formell diesen Titel nie innehatte, ein Denkmal bis in die heutige Zeit gesetzt: Seit ihrem Todesjahr 1780 wird der „MTT“ mit dieser Jahreszahl bis heute geprägt, unter anderem in Brüssel, Mailand, Prag, Birmingham, Bombay, London, Paris, Rom und Venedig. Bis heute werden die Taler nach den historischen Standards geprägt: Der Durchmesser soll 39,5 Milimeter betragen, die Dicke 2,5 Milimeter. Der Feinsilbergehalt ist auf genau 23,389 Gramm festgelegt, was einer 1/12 Wiener Mark entspricht. Der Feingehalt der Silbermünze liegt bei 833/1000 Stück, sodass Maria Theresia in Silber insgesamt 28,0668 Gramm auf die Waage bringt.
Schon allein wegen seiner prächtigen Gestaltung sollte der Maria-Theresien-Taler in keinem Edelmetalldepot fehlen. Die historischen Nachprägungen werden bis heute auch bei modernen Edelmetallhändlern angeboten und auf Münzbörsen zum reinen Metallpreis abgegeben. Und die Legende wird durch die Münze Österreich auch weiterhin gepflegt, immerhin jährte sich der Geburtstag von Maria Theresia im Jahr 2017 zum 300. Mal. Und wer das nächste Mal bei Degussa in einer Niederlassung vorbei schaut, kann sich für kleines Geld ein faszinierendes Stück Geschichte mit nach Hause nehmen.