Günther Viktor, Fürst von Schwarzburg-Rudolstadt (1890-1918) wurde als zurückgezogener Zeitgenosse beschrieben. Was er im stillen Kämmerlein tat, kam jedoch erst Jahrzehnte nach seinem Tod ans Tageslicht, als der Nachlass seiner Gemahlin gesichtet wurde: Dutzende Aktmalereien, welche Prinzessin Anna Luise zeigen, detailverliebt und nach Einschätzung von Kunstkennern handwerklich hochwertig. Anna Luise war übrigens eine begnadete Freizeitfotografin und hinterließ der Nachwelt eine bedeutende Dokumentation ihres Lebens.
Einen weniger erfreulichen Einfluss hatte Friedrich-Wilhelm, Großherzog von Mecklenburg-Strelitz (1860-1904), auf die Entwicklung seines Landes: Reichskanzler Otto von Bismarck soll einmal gesagt haben, dass er im Falle des Weltuntergangs in ein ganz bestimmtes Großherzogtum fliehen würde, weil hier die Welt seiner Meinung nach fünfzig Jahre später untergeht: Mecklenburg wurde unter der Herrschaft von Großherzog Friedrich Wilhelm regelrecht kaputt gespart. Seit 1860 an der Macht, fiel der Monarch durch an Geiz grenzende Sparsamkeit bei allen öffentlichen Ausgaben auf. Dringende Investitionen in die Straßen, Wirtschaft oder Schulen – der Großherzog weigerte sich, Geld herauszurücken. Mecklenburg galt zur Zeit des Kaiserreichs als wohl rückständigstes deutsches Territorium.
Andere Territorien legten währenddessen einen bemerkenswerten Expansionswillen an den Tag – auch solche Länder, denen man Großmachtphantasien nicht zugetraut hätte. Einer der selbstbewussten Provinzfürsten: Nicolaus Friedrich Peter, Großherzog von Oldenburg (1853 – 1900). Sein Großherzogtum zählte im Kaiserreich zu den kleineren Gliedstaaten, stand jedoch vor der Reichsgründung kurz vor dem Sprung zu einem innenpolitischen Schwergewicht. Der Kaiser von Russland hatte alle gottorpschen Erbrechte auf den Oldenburger übertragen – und Peter wollte kurzerhand Schleswig-Holstein in das Großherzogtum Oldenburg einverleiben. Am 23. Februar 1867 wurden weitere Verstimmungen zwischen der Großmacht und dem Provinzstaat jedoch beigelegt – im Kieler Vertrag erklärte Peter den Verzicht auf Schleswig-Holstein und bekam als Trostpreis das Amt Ahrensbök, die zu Holstein gehörenden Dörfer Böbs und Schwochel sowie die Hoheit über den Dieksee – also sozusagen einen Provinz-Platz an der Sonne.
Nach dem Tod seines expansionsfreudigen Vorgängers trat der tat sich der letzte Großherzog von Oldenburg weniger mit geopolitischen Heldentaten hervor, sondern bewies Mut und Nächstenliebe: Es gibt neben Friedrich August, Großherzog von Oldenburg (1900 – 1918), wohl keinen anderen Bundesfürsten, der von sich behauptet kann, Untertanen eigenhändig das Leben gerettet zu haben. Zahlreiche Badegäste wurden im Jahr 1888 am Strand von Helgoland unfreiwillig Augenzeugen, wie Herzog Friedrich August von Oldenburg höchstpersönlich einen dänischen Matrosen rettete. Und dies war nicht der einzige Verdienst des Monarchen um Leib und Leben anderer: Friedrich August galt als leidenschaftlicher Nautiker, er erhielt für die persönliche Rettung von Schiffbrüchigen sogar eine Medaille der italienischen Regierung.