Von Jahresanfang bis zum 5. April 2016 ist der Goldpreis fulminant um knapp 16 Prozent auf 1.230 US-Dollar pro Feinunze gestiegen. In Euro gerechnet stieg er um gut 10 Prozent auf 1.079 Euro pro Feinunze.
Zum Vergleich: Der Deutsche Aktienmarktindex (DAX) fiel im gleichen Zeitraum um knapp 11 Prozent, der US Aktienmarktindex S&P 500 stieg um knapp 0,5 Prozent, und der japanische Nikkei Aktienmarktindex gab um mehr als 17 Prozent nach.
Die jüngste Entwicklung dürfte insbesondere von einem Faktor getrieben sein: Die Einsicht der Anleger, dass die Zinsen niedrig bleiben oder noch weiter in den Negativbereich fallen, dass also traditionelle Sparanlagen zum Verlustgeschäft werden können.
Die US-Zentralbank (Fed) hat auf ihrer letzten Sitzung am 16. März 2016 unmissverständlich deutlich gemacht, dass sie die Leitzinsen – wenn überhaupt – nur ganz, ganz langsam und zeitlich gestreckt anheben wird.
Auch im Euroraum und in Japan ist eine Abkehr von der Null- beziehungsweise Negativzinspolitik bis auf weiteres nicht zu erkennen. Vielmehr könnten die Zinsen hier noch weiter (in den Negativbereich) absinken.
In einer mehr oder weniger „zinslosen“ Welt scheinen die institutionellen Investoren das Gold nun „wiederentdeckt“ zu haben: Seit Jahresanfang sind die Goldbestände der „Exchange Traded Funds“ (ETFs) von etwa 46,9 auf nunmehr 56,7 Millionen Feinunzen gestiegen!
Die Anlagemittel der „Profis“, die bekanntlich beträchtliche Volumina aufweisen, gelangen so in den Goldmarkt. Geht dieser Trend weiter – und anhaltend niedrige Zinsen sprechen dafür –, dürfte das den Goldpreis durchaus weiter unterstützen.
Vor allem für die Anleger im Euroraum bleibt das Gold als attraktiv. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis die nach wie vor ungelösten Probleme im Euro-Bankensektor in Erscheinung treten und neuerliche Geldvermehrungsmaßnahmen der Europäischen Zentralbank einläuten.
Die „Währung Gold“ – als Teil der „Vorsichtskassenhaltung“ – bietet dem Anleger Schutz vor dauerhaftem Wertverlust, ob nun durch Inflation oder Zahlungsausfall. Gold ist, so gesehen, das unzerstörbare, das „ultimative Zahlungsmittel“.
Goldanleger sollten die Zinsentwicklung im Auge behalten. Von ihr dürfte die weitere Entwicklung des Goldpreises in entscheidendem Maße abhängen. Nach dem Motto: Niedrige Zinsen oder gar Negativzinsen treiben früher oder später den Goldpreis weiter in die Höhe.
Mit freundlichen Grüßen
Thorsten Polleit
Chefvolkswirt der Degussa Goldhandel Gmbh