Der Sturm auf die Bastille, die Hinrichtung Ludwigs XVI. oder die Schlacht bei Waterloo: Die französische Geschichte ist untrennbar mit der Entwicklung Europas verbunden und die „Grande Nation“ zählt hierzulande bei Münzensammlern zu den beliebtesten Themengebieten – insbesondere weil Frankreich bis in das 20. Jahrhundert hinein auf Gold und Silber bei der Prägung von Umlaufmünzen setzte. Besonders begehrt sind die französischen Münzen aus der Zeit der „Lateinischen Münzunion“. Doch was steckt hinter diesem Vorläufer des Euro?
Im 19. Jahrhundert bemühten sich viele europäische Staaten verstärkt um einen grenzüberschreitenden Handel. Doch die verschiedenen Währungen wie französische oder belgische Francs, die italienische Lira sowie die zahlreichen Währungsbezeichnungen auf deutschem Boden verhinderten reibungslose Transaktionen über die Landesgrenzen hinaus. Es wurde nach Lösungen gesucht, um den Handel zu vereinfachen. Mitte des Jahrhunderts schlossen sich mehrere Staaten zusammen und einigten sich auf gemeinsame Größen und Gewichte für Ihre Münzen. Das Ziel: Die Münzen der Partnerstaaten sollten aufgrund der identischen Eigenschaften als Zahlungsmittel bei grenzüberschreitenden Transaktionen akzeptiert werden.
Zu den Gründungsstaaten der sogenannten lateinischen Münzunion gehörte neben Belgien, Italien und der Schweiz auch Frankreich. Nach der Gründung im Jahr 1865 traten zahlreiche Staaten den Regulierungen der Währungsunion bei. Das deutsche Kaiserreich gehörte nicht zur lateinischen Münzunion und prägte seine Silbermünzen sowie Goldmünzen nach eigens festgelegten Regeln. Das Experiment einer Währungsunion im 19. Jahrhundert ist bis heute vor allem wegen der Auseinandersetzungen mit Griechenland bekannt. Denn das südosteuropäische Land sprengte bereits damals den Vorläufer des Euro, indem es verstärkt wertloses griechisches Papiergeld gegen harte Währungen aus dem Ausland in Form von Gold und Silbermünzen tauschte.
Während heutzutage kaum noch Edelmetalle als Zahlungsmittel im Umlauf zu finden sind, gehörten Münzen aus Gold und Silber im 19. Jahrhundert zum Alltag der Menschen in Frankreich, Belgien, Italien und der Schweiz. Und so gab es insbesondere in Frankreich eine ganze Reihe von goldenen Umlaufmünzen. Die größte Münzeinheit hatte einen Wert von 100 Fr. und ein Gewicht von 32,26 g, der Feingehalt lag bei 900/1000 Teilen. Besonders weit verbreitet waren die Goldmünzen zu 20 Fr. Franken mit einem Rohgewicht von 6,45 g und einem Durchmesser von 2,1 cm.
Die französischen Goldmünzen aus der Zeit der lateinischen Münzunion sind nicht nur wegen ihres reinen Edelmetallgehaltes interessant, sie sind aufregende zeitgeschichtliche Dokumente. So sind auf den Goldmünzen des 19. Jahrhunderts alle wichtigen französischen Herrscher abgebildet, darunter Napoleon I., Ludwig XVIII. und Napoleon III.. Außerdem sind auf den Goldprägungen viele weltberühmte Münzmotive zu finden, darunter der gallische Hahn, der stehende Engel sowie der Ceres-Kopf. Die meisten dieser Motive wurden in millionenfacher Auflage geprägt und können daher bis heute nah am aktuellen Edelmetallpreis verkauft werden. Sie zählen zum Standardsortiment von gut sortierten Edelmetallhändlern wie Degussa und sind für viele Anleger eine spannende Alternative zu modernen Anlageprägungen.