Das junge Mädchen blickt erwartungsvoll nach links, sie trägt eine unauffällige Perlenkette, das lange Haar ist über die Schulter gewellt. Auf den ersten Blick sieht sie aus wie ein ganz normales Kind, doch das Bildnis befindet sich auf einer Goldmünze aus den Niederlanden – und bei dem Kind handelt es sich um die erst 17-jährige Königin Wilhelmina.
Die Urgroßmutter des heutigen niederländischen Königs Willem-Alexander ist inzwischen in Vergessenheit geraten, doch ihr Bildnis ist bis heute bei jedem gut sortierten Edelmetallhändler zu finden, so auch bei Degussa Goldhandel. Nachdem bereits im Jahr 1892 und 1895 erste Probeprägungen mit dem Bildnis der Kinder-Königin geprägt wurden, gab die niederländische Regierung erstmals im Jahr 1897 goldene Kurantmünzen mit einem Nennwert von zehn Gulden aus. Mit einer Auflage von knapp 453.000 Stück handelt es sich bei diesen ehemaligen Umlauf-Goldmünzen in banküblicher Erhaltungsqualität nicht in erster Linie um Sammlerstücke, sondern um eine Anlage-Alternative mit historischem Hintergrund.
Die Niederlande zählten wie auch das Deutsche Reich zu den Ländern, welche Mitte des 19. Jahrhunderts nicht der Lateinischen Münzunion beigetreten waren. Dennoch deckten auch die Niederlande ihre Münzen mit Gold und Silber, so wiesen die Münzen zu zehn Gulden einen Feingehalt von 900/1000 Stücken sowie ein Rohgewicht von 6,729 Gramm und ein Feingewicht von 6,05 Gramm auf. Die Gestaltung der niederländischen Goldmünzen wurde im Jahr 1911 überarbeitet, seitdem war die Königin mit einem überarbeiteten Portrait zu sehen, welches sie mit Krone im Profil zeigt. Die Jahrgänge 1912 und 1913 wurden jeweils in Millionenauflage geprägt. Auffällig ist, dass sogar während des Ersten Weltkriegs im Jahr 1917 noch vier Millionen Stück aufgelegt worden. Ein dritter Entwurf mit einer gealterten Königin erschien zwischen 1925 und 1933, ebenfalls in einer Auflage von mehreren Millionen Stück pro Jahr. Neben den Zehn-Gulden-Münzen wurden auch kleinere Goldmünzen zu fünf Gulden ausgegeben.
Die niederländische Königin Wilhelmina ist nicht nur wegen ihrer Darstellung auf den historischen Goldmünzen einen näheren Blick wert, auch als historische Figur fasziniert sie bis heute vor allem Anhänger des niederländischen Königshauses: Geboren wurde die Monarchin im Jahr 1880, im Alter von zehn Jahren wurde sie zur Königin der Niederlande gekrönt. Bis zu ihrer Volljährigkeit im Jahr 1898 nahm ihre Mutter die Amtsgeschäfte wahr. Zwischen 1898 und bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs im Jahr 1948 trug Wilhelmina jedoch die Königskrone und war bei ihrer Abdankung eine der am längsten amtierenden Monarchen der Welt. Sie war die erste Frau auf dem niederländischen Thron und sorgte unter anderem für Aufsehen, als sie ihre Krönungsrede selbst verfasste – dies war für die damalige Zeit durchaus unüblich.
Mit der deutschen und europäischen Geschichte ist Wilhelmina eng verbunden, nicht zuletzt weil sie bereits im ersten Weltkrieg eine strikte Neutralität ihres Landes durchsetzte und nach dem Ende des Ersten Weltkrieges dem deutschen Kaiser Wilhelm II. ein Asyl gewährte sowie verhinderte, dass er als Kriegsverbrecher ausgeliefert wurde. Einen Großteil des Zweiten Weltkrieges verbrachte Wilhelmina nach der Niederlage ihres Landes gegen die deutschen Truppen im Exil in London. Legendär ist ihre Entscheidung, im März 1945 über die belgische Grenze zu Fuß in die Niederlande zurückzukehren. In der Geschichtsschreibung gilt Wilhelmina als fortschrittliche Monarchen, welche die Demokratisierung staatlicher Institutionen vorantreiben wollte.