Dass deutsche Münzensammler jahrzehntelang vergeblich auf eine Goldmünze aus der Bundesrepublik warten mussten, ist in der Rückschau ein Kuriosum – und es hätte auch anders kommen können: Im Jahr 1972 wurde ein Gesetz beschlossen, wonach zur Finanzierung der Olympischen Spiele neben den bekannten Silbermünzen auch Goldmünzen zu 20 und 100 Mark ausgegeben werden sollten. Allerdings fanden findige Paragraphenreiter eine Begründung, um den Plan kurzerhand über den Haufen zu werfen: Da die Deutsche Bundesbank laut Grundgesetz nur zur Ausgabe von Banknoten befugt sei, wären die Goldmünzen nicht mehr und nicht weniger als ein Verfassungsbruch.
Dennoch kam die Idee deutscher Goldmünzen immer wieder auf – vor allem dann, wenn viel Geld für große Projekte benötigt wurde: Dem Vernehmen nach soll Bundeskanzler Helmut Kohl über die Prägung von Goldmünzen anlässlich und zur Finanzierung der Deutschen Einheit nachgedacht haben, doch diesen Plan verhinderten ebenfalls die Juristen der Bundesbank.
Im Jahr 2000 änderte man in Frankfurt jedoch schlussendlich seine Meinung – offenbar hatten die Verantwortlichen in der Deutschen Bundesbank festgestellt, dass den Deutschen der Abschied von „ihrer“ geliebten Mark schwer fällt. Um diesen Abschied zu erleichtern, wurde die goldene Abschiedsmark genehmigt – mit einem juristischen Kniff: Die Inschrift „Bundesrepublik Deutschland“ auf den Umlaufmünzen zu einer deutschen Mark wurde durch „Deutsche Bundesbank“ ersetzt. Bevor die Münze im August 2001 in den Verkauf gelangen konnte, war noch eine Gesetzesänderung nötig.
Und sobald die frohe Kunde von der goldenen Abschiedsmark – unterstützt durch reißerische Geschichten in großen Boulevardzeitungen – in der breiten Öffentlichkeit angekommen war, gab es kein Halten mehr: Vor Banken und Sparkassen sowie den Filialen der Deutschen Bundesbank bildeten sich lange Schlangen. Schnell wurde absehbar, dass die Auflage von einer Million Stück, jeweils zu einem Fünftel in einer der fünf deutschen Prägestätten hergestellt, bei weitem nicht ausreichen würde. Glücklich schätzen konnten sich diejenigen, die über gute Verbindungen zum Bankdirektor verfügten und sich mehr als ein Exemplar sichern konnten – der Marktwert der 1 DM Goldmünze schoss bereits am Ausgabetag weit über den Erstausgabepreis hinaus.