Das Jahr 2019 dürfte als der Beginn eines neuen Goldrausches in Deutschland in die Geschichte eingehen: In den Niederlassungen der Degussa Goldhandel ist eine sprunghaft gestiegene Nachfrage nach Edelmetallen zu beobachten, die Sorge vor einer Verschärfung des Handelskrieges sowie die Angst vor Negativzinsen auf dem Sparbuch sind allgegenwärtig. Die Folge: Sicherheitsbewusste Anleger bauen ihre Goldvorräte aus, auch wenn der Preis für das gelbe Metall kontinuierlich steigt.
Die erfreulichen Wertzuwächse bei Gold haben allerdings dazu geführt, dass ein weiteres Metall unnötig in den Hintergrund gedrängt wurde: Silber bewegte sich kaum, während Gold haussierte. Die Folge: Das „Gold-Silber-Ratio“ kletterte auf einen Rekordwert von 93. Diese Kennzahl verdeutlicht, wieviele Unzen Silber nötig wären, um eine Unze Gold zu kaufen. Historisch lag das Verhältnis bei 1 zu 50, im Zuge der Silber-Hausse des Jahres 2011 waren sogar zwischenzeitlich „nur“ 30 Unzen Silber nötig, um eine Unze Gold zu kaufen. Die vergangenen Jahre waren allerdings geprägt von einer anhaltenden Silberschwäche, während Gold systematisch einen charttechnischen Boden ausbildete und in eine Aufwärtsbewegung überging.
Inzwischen hat allerdings eine Gegenbewegung eingesetzt, das Gold-Silber-Ratio nahm ab Mitte Juli stark ab: Während es am 15. Juli noch bei 92 lag, wurde nur zehn Tage später ein Wert von 86 erreicht, bis zum Ende des Monats August zeigte die Tendenz weiter nach unten. Anfang September 2019 hatte eine Unze Gold einen Gegenwert von 83 Unzen Silber.
Auslöser für diese erstaunliche Trendwende ist vor allem die Dynamik, welche beim Silberpreis eingesetzt hatte: Nachdem Silber sich kaum bewegte, während Gold bereits haussierte, befindet sich das weiße Metall inzwischen ebenfalls im Rallyemodus: Während Silber Ende Juni noch etwa 13 Euro pro Feinunze kostete, sind es Anfang September bereits rund 16,50 Euro – in sechs Monaten hat Silber auf Euro-Basis rund 25 Prozent zugelegt, in US-Dollar steht ein Zuwachs von immerhin rund 20 Prozent unterm Strich. Damit hat Silber zwischenzeitlich eine höhere Rendite auf Jahressicht erwirtschaftet als Gold.
Das „Gold-Silber-Ratio“ wird von vielen Marktbeobachtern als Indikator für eine mögliche Über- oder Unterbewertung von Silber genutzt. Die Faustregel lautet: Liegt das „Ratio“ über dem historischen Durchschnitt, gilt Silber als unterbewertet. Liegt es darunter, ist eine Überbewertung anzunehmen. Natürlich bietet dieses Modell nur einen Anhaltspunkt, doch nach den massiven Wertzuwächsen zwischen Juli und August erwarten viele Anleger weiterhin steigende Silberpreise – immerhin befindet sich das „Gold-Silber-Ratio“ weiterhin in der Nähe des Rekordstands. Und die starke Nachfrage nach Silbermünzen und Silberbarren in den Niederlassungen der Degussa Goldhandel lässt vermuten, dass Silber noch lange nicht zum sprichwörtlichen „alten Eisen“ gehört.