Der Maple Leaf aus Kanada, das Känguru aus Australien, der Krügerrand aus Südafrika – der Markt für Edelmetallanlagemünzen wird vor allem von Ländern aus Übersee dominiert, die hochmoderne Goldprägungen für Anleger produzieren. Doch abseits von Tieren oder Monarchen kaufen Edelmetall-Fans hierzulande gern eine besondere Goldmünze, die auf den ersten Blick aus dem Rahmen fällt: Sie weist ein Gewicht von nur 5,81 Gramm Gold auf, wird seit 1949 nicht mehr geprägt und zeigt eine reizende junge Dame. Doch vielleicht gerade wegen dieses prächtigen Motivs stehen Goldmünzen aus der Schweiz hoch im Kurs.
Die Schweiz hat sich in den vergangenen Jahrhunderten nicht nur wegen ihrer politischen Neutralität sowie dem Franken als stabiler Währung einen soliden Ruf als „sicherer Hafen“ auf dem europäischen Kontinent erarbeitet – und obwohl die Eidgenossen keine eigenen Bullionmünzen prägen, spielen sie auch auf dem Markt für Edelmetall-Anlageprodukte eine wichtige Rolle. Mit zwei historischen Goldmünzen ist die Schweiz im Produktsortiment eines jeden Edelmetallhändlers vertreten – auch Degussa führt die „Helvetia“ sowie die „Vreneli“ Goldmünzen aus der Schweiz. Und diese beiden Goldprägungen zählen bei Anlegern zu den beliebtesten Investment-Möglichkeiten.
Die Schweiz gab die goldenen Umlaufmünzen mit der „Helvetia“ als weiblicher Symbolfigur des Landes erstmals im Jahr 1883 heraus. Bis 1896 wurden die Goldstücke geprägt, ihre Gesamtauflage liegt bei knapp 1,75 Millionen Stück. Mit diesen Goldmünzen beteiligte sich die Schweiz auch an der legendären „Lateinischen Münzunion“, mit der im 19. Jahrhundert eine Erleichterung des grenzüberschreitenden Zahlungsverkehrs durch gemeinsame Gewichte und Abmessungen der Münzen der einzelnen Teilnehmerstaaten erreicht werden sollte. Das Feingewicht der 20 Franken Goldmünzen liegt bei 5,807 Gramm damit exakt beim LMU-Richtwert, die Helvetia war somit im 19. Jahrhundert im gesamten europäischen Raum ein gern gesehenes Zahlungsmittel.
Als absoluter Gold-Klassiker aus der Schweiz gilt jedoch eine andere Prägung: Von 1897 bis 1949 wurde die „Gold-Vreneli“ geprägt. Insgesamt wurden 58,6 Millionen Stück hergestellt, sodass die Münzen (bis auf einzelne Ausnahmen) bis heute nah am reinen Edelmetallpreis gehandelt werden. Um das Motiv aus der Feder von Fritz Ulisse Landry ranken sich viele Mythen und zeitgenössische Anekdoten – so soll das Frauenbild von der Regierung in Bern ursprünglich als zu lasziv abgelehnt worden sein, sodass Landry seine Gestaltung mehrfach überarbeiten musste. Doch die Bevölkerung verliebte sich augenblicklich in die numismatische Botschafterin der Schweiz, die auch in Form eines 10 Franken sowie eines 100 Franken Goldstückes in Umlauf gebracht wurde.
Die Vreneli-Goldmünzen sind für Sammler und Anleger gleichermaßen ein spannendes Investment: Die Auflagenzahlen der einzelnen Jahrgänge zwischen 1897 und 1949 schwanken massiv – zu Anlagezwecken werden vor allem die Jahrgänge 1922, 1927, 1930 und vor allem die Jahrgänge 1935, 1947 und 1949 verkauft, da sie jeweils mehrere Millionen mal geprägt wurden. Es gibt jedoch einzelne Jahrgänge, deren Auflage bei nur 100.000 Stück liegt. So lässt sich auf Münzbörsen durchaus ein Schnäppchen machen, wenn eine seltene Vreneli-Goldmünze zum Nennwert angeboten wird.