Auf der politischen Bühne wird wohl vor allem ein Ereignis die Finanzmärkte in Atem halten: Am 3. November kommt es zu den Präsidentschaftswahlen in den USA und das Chaos, welches rund um den Handelskrieg der Vereinigten Staaten gegen den Rest der Welt in den vergangenen Jahren herrschte, dürfte im Vorfeld der Wahl noch zunehmen. US-Präsident Donald Trump steht unter Druck, nicht nur durch ein mögliches Amtsenthebungsverfahren. Die meisten seiner Prestigeprojekte sind in den vergangenen vier Jahren nicht vorangekommen, stattdessen ist der Schuldenberg der USA weiter angestiegen. Der einzige Trumpf von Trump: Die US-Börsen erreichen ein Allzeithoch nach dem nächsten.
Allerdings steht der Aufschwung jenseits des Atlantiks auf tönernen Füßen: Die Geschäftsentwicklung der meisten börsennotierten Unternehmen in den USA liegt weit hinter den Kursgewinnen an der Börse zurück, die Luft für US-Aktien wird immer dünner. Außerdem belastet der Konflikt zwischen dem US-Präsidenten und der Notenbank die Märkte. Bislang wehrt sich die Fed beharrlich gegen die Forderungen von Donald Trump, weitere Stimuli in die Märkte zu pumpen. Allerdings hat die Rolle rückwärts bei der Zinswende viele Anleger auf dem falschen Fuß erwischt. Die Unsicherheit wird also auch im Jahr 2020 nicht vom Börsenparkett verschwinden.
Im Jahr 2020 dürfte die Entwicklung der Leitzinsen weiter die Edelmetalle fest im Griff haben. So wird erwartet, dass die Europäische Zentralbank – die eigentlich keine weiteren Zinssenkungen mehr durchführen kann – zu unkonventionellen Mitteln greift. Negativzinsen wären eine Lösung, daneben wird Helikoptergeld diskutiert. Beides macht deutlich, wie krank das Wirtschaftssystem in Europa ist. Und weil auch die USA verstärkt unter Druck stehen und sich die Wirtschaft nicht erfreulich entwickelt, dürften die Edelmetalle auch im Jahr 2020 glänzen.
Auch wenn Prognosen zur künftigen Wertentwicklung der Edelmetalle traditionell schwierig sind, sind in den Analysen für das Jahr 2020 immer wieder zwei Zahlen zu lesen: Es wird erwartet, dass Gold die Marke von 1.550 US-Dollar nachhaltig nach oben überwindet und Silber endlich zurück über 20 US-Dollar pro Feinunze springt. Natürlich müssen sich Anleger auf Rückschläge jederzeit einstellen, doch das Abwärtspotenzial ist durch den Nullzinswahnsinn begrenzt. Vorsichtiger äußern sich viele Analysten hingegen zu Palladium. Der Wertzuwachs von rund 50 Prozent im Jahr 2019 kommt vielen Beobachtern geradezu unheimlich vor. Nachdem sich der Abstand zwischen dem Preis für Palladium und Platin immer weiter vergrößert hat, könnte Platin im Jahr 2020 der Überraschungssieger werden und nach langer Zeit die Marke von 1000 US-Dollar pro Feinunze wieder überspringen.
Im Blick behalten sollten Anleger hierzulande neben den Edelmetallpreisen auch das Verhältnis zwischen dem Euro und dem US-Dollar. Der Wechselkurs bewegte sich in diesem Jahr in einer engen Spanne um die Marke von 1,10 Dollar für einen Euro. Die Deutsche Bank geht davon aus, dass ein geregelter Brexit und eine stabilere Weltkonjunktur zu einer Stärkung des Euro gegenüber dem US-Dollar führen werde. Das Ziel: Ein Wechselkurs von 1,15 US-Dollar je Euro zum Jahresende 2020. Dadurch würde sich Gold in US-Dollar weiter verteuern – und weil Gold an den Weltmärkten vor allem in der US-Währung gehandelt wird, wäre ein solcher Wertzuwachs ein weiteres starkes Zeichen für Gold als Investment-Alternative.
Auf einen weiteren förderlichen Aspekt für Gold hat unlängst die US-Investmentbank „Goldman Sachs“ hingewiesen: Im Jahr 2020 könnte die Nachfrage der Zentralbanken nach Gold die Marke von 750 Tonnen übersteigen, weil viele Notenbanken eine Abwendung vom US-Dollar als Weltwährung vorantrieben. Goldman ist unterm Strich sogar noch optimistischer als die Deutsche Bank und peilt einen Goldpreis von 1.600 US-Dollar für das Jahr 2020 an.