Die Anlagegewinner stehen allerdings in der zweiten Reihe: Mit 56 Prozent zählt Palladium zu den Renditebringern des Jahres und auch Platin steht mit einen Zuwachs von 22 Prozent gut dar. In über 50 Währungen in aller Welt stehen die Edelmetalle auf Allzeithochs. Insbesondere die Entwicklung von Palladium ist erstaunlich: Selbst nach Abzug der Mehrwertsteuer von 19 Prozent, welche in Deutschland auf den Kauf von Palladium fällig wird, hat das weiße Metall eine größere Rendite abgeworfen als Gold, Silber und Platin.
Für die erfreuliche Entwicklung der Edelmetalle hat weniger die Unsicherheit an den Finanzmärkten rund um Handelsstreit, Brexit und Co. gesorgt – die geopolitischen Krisenherde werden an der Börse schon lange ignoriert. Stattdessen spricht die „Rolle Rückwärts“ der US-Notenbank Fed bei der Zinswende für Gold. Es wurde bisher befürchtet, dass die Leitzinsen in den USA weiter steigen – in diesem Fall hätten sichere Anlageklassen durch die höheren Zinsen an Bedeutung gewonnen und Gold verstärkt unter Druck gestanden. Doch daraus wird nichts. Inzwischen hat die Fed die Zinsen wieder gesenkt und an Erhöhungen ist auf absehbare Zeit nicht zu denken. Weil Immobilien, Anleihen und die Aktienmärkte deutlich überhitzt wirken, suchen viele Investoren daher einen sicheren Hafen.
Im Sommer dieses Jahres haben die Edelmetalle einen Vorgeschmack darauf geliefert, was im Jahr 2020 folgen könnte: Nach einem relativ ruhigen Jahresstart zündete Gold ab Juni 2019 ein regelrechtes Kursfeuerwerk und explodierte von 1150 Euro auf knapp über 1400 Euro innerhalb von nur zwei Monaten. Die Folge: Viele Anleger machten Kasse und verkauften ihr Gold, andere kamen jedoch in den Markt zurück. Seitdem tendiert Gold leicht abwärts, allerdings handelt es sich hierbei um eine Konsolidierung auf hohem Niveau. Ähnlich sieht es bei Silber und Platin aus – beide Metalle haben allerdings noch viel aufzuholen bis zu ihren früheren Rekordständen. Palladium schwebt hingegen in ganz anderen Sphären und kennt offenbar keine Limits mehr.
In diesem Jahr hat sich ein Trend verstärkt, welcher bereits zuvor immer wieder zu beobachten war: Wann immer der Preis für physische Edelmetalle kurzzeitig unter Druck stand, kam es nicht zu panikartigen Verkäufen von deutschen Privatinvestoren. Stattdessen nutzten viele Edelmetallfans die Rücksetzer zum Ausbau ihrer Gold-Positionen und zum Nachkauf. So standen insbesondere die letzten Handelsmonate des Jahres 2019 ganz im Zeichen eines neuen Goldrausches in Deutschland und einer sprunghaft gestiegenen Nachfrage nach Münzen und Barren. Bei Degussa zählte auch 2019 die Standardware zu den absoluten Verkaufsschlagern: Die Unzen-Münzen in Gold, allen voran der Krügerrand aus Südafrika, sowie Goldbarren mit einem Gewicht zu 100 g waren die Dauerbrenner im gesamten Jahresverlauf.
Eine Frage treibt Edelmetall-Anleger in den besinnlichen Tagen zwischen Weihnachten und Neujahr dagegen ganz konkret um: Wie geht es weiter mit einer möglichen Abschaffung des Bargeldes? Der Schock über die Absenkung der Grenze für anonyme Bargeldzahlungen bei Edelmetallkäufen sitzt tief. In letzter Minute konnten sich Bundesrat und Bundestag darauf einigen, dass die Grenze nicht auf 1.000 Euro, sondern „nur“ auf 2.000 Euro gesenkt wird. Doch die Länderkammer hat deutlich gemacht, dass ihr diese Senkung nicht ausreicht.
Es ist also wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis der Edelmetallhandel in Deutschland weiter eingeschränkt wird – ab dem Jahresende ist der beliebte Goldbarren zu 100 g nicht mehr im anonymen Tafelgeschäft zu bekommen. Solange jedoch wenigstens ein Krügerrand in Gold noch anonym zu kaufen ist, werden viele Menschen, die ihr Geld völlig legal erarbeitet und sauber versteuert haben, aber diese Möglichkeit wahrnehmen – denn das Misstrauen gegen die Regierung greift in Deutschland immer weiter um sich und wird wohl auch 2020 für unruhige Zeiten sorgen.