In Edelmetall und Wirtschaft Aktuell
Inflation und Gold

Steigende Leitzinsen verunsichern Anleger – eine echte Trendwende steht jedoch nicht bevor.

Die Finanzwelt ist in Aufruhr: Sowohl die Europäische Zentralbank (EZB) als auch die Federal Reserve Bank (Fed) hat eine neue Zeitrechnung begonnen. Wenn es nach den Plänen der Währungshüter geht, soll die Politik des billigen Geldes bald der Vergangenheit angehören. Strafzinsen auf Spareinlagen, Ankauf von Schrott-Anleihen, billiges Geld für Zocker – das alles war einmal. So zumindest die Theorie. Denn die Rekord-Inflation zwingt die Notenbanker zum Handeln. Ihre Reaktion: Die Leitzinsen werden erhöht. Die Folge: Alle Anlageklassen, insbesondere Aktien, aber auch Kryptowährungen und sogar Edelmetalle, stehen unter Druck – in der Hoffnung vieler Anleger auf sichere Rendite durch Zinsen.

Das Streben der Deutschen nach Sicherheit bei der Geldanlage hat eine lange Tradition. Das Sparbuch war über Generationen, ebenso wie das Sparschwein neben dem Nachttisch, ein treuer Begleiter der meisten Menschen in Deutschland. Beim Weltspartag wurden die gesammelten Münzen stolz eingezahlt und man wusste, dass der gutgeschriebene Betrag zum Jahresende mit einem stattlichen Bonus belohnt wurde. Die jüngeren Bundesbürger werden sich kaum vorstellen können, dass es einst vier Prozent oder mehr als Sparzinsen gab – ganz ohne Risiko.

Investment ohne Risiko gibt es auch künftig nicht

Doch mit dem risikolosen Investment ist es seit vielen Jahren vorbei. Unvorstellbare Geldmengen sind an die Börse geflossen, nachdem zuletzt sogar Verbraucherschützer zur Wertanlage in Aktien geraten haben. Wer sein Geld auf dem Sparbuch liegen lässt, zahlt drauf – nicht nur in Form von Gebühren, sondern auch durch einen Sondereffekt: Die so genannte „negative Realverzinsung“ sorgt dafür, dass das Geld auf der Bank schleichend entwertet wird. Es ist somit am Ende des Jahres nicht mehr so viel wert wie zu Jahresbeginn. Das Tückische an diesem Effekt ist jedoch: Man erkennt den Wertverlust nicht sofort. Denn am Anfang wie am Ende des Jahres steht die gleiche Zahl auf der Guthabenseite.

Die Realität sieht jedoch anders aus: Bei einer Inflation von derzeit knapp acht Prozent und einem Null-Niveau bei den Leitzinsen verliert das Geld rechnerisch rund acht Prozent pro Jahr an Kaufkraft. Oder mit anderen Worten: Für 10.000 Euro am Anfang des Jahres bekommt man zum Ende des Jahres nur noch Waren im Gegenwert von 9.200 Euro. Der Effekt macht sich für Verbraucher meist in steigenden Preisen direkt bemerkbar – das lang ersehnte Gartenhaus, das im Januar noch 10.000 Euro kostete, ist zwölf Monate später nicht unterhalb von 10.800 Euro zu bekommen.

Negative Realverzinsung frisst Sparvermögen der Deutschen auf

Somit ist die angebliche „Zinswende“ nur auf den ersten Blick eine gute Nachricht für Sparer. Sie werden auch künftig durch die negative Realverzinsung belastet, weil es sich die Notenbanken schlichtweg nicht erlauben können, die Leitzinsen auf acht Prozent oder mehr zu erhöhen. Dies müssten sie eigentlich tun, um die Inflation auszugleichen. Doch damit würden sie hoch verschuldete Staaten wie Italien oder Spanien stark unter Druck setzen – und dies kann nicht im Sinne der Verantwortlichen bei der Europäischen Zentralbank sein. Die Währungshüter standen unter Druck und haben einen kosmetischen Zinsschritt beschlossen – nennenswerte Sprünge bei der Leitzinsentwicklung kann es angesichts der historisch hohen Schuldenberge nicht geben.

Die aktuellen Zinsschritte der Notenbanken sorgen dennoch für Verunsicherung an den Finanzmärkten. Dies ist auch berechtigt, denn die börsennotierten Unternehmen müssen künftig noch bessere Argumente liefern, um ihre Anleger zu überzeugen. Die Renditeerwartungen sind hoch, genauso wie die Fallhöhe nach den rekordverdächtigen Gewinnen an der Börse in den letzten Jahren. Wenn nun immer mehr Privatanleger sich enttäuscht von ihren Aktien trennen und nach vermeintlich sicheren Anlageklassen suchen, wird dies die Aktienkurse weiter destabilisieren. Als Profiteur könnte sich vor allem Gold herausstellen: Das gelbe Metall hat in diesem Jahr in Euro eine exzellente Performance abgeliefert und seine Funktion als Inflationsschutz unter Beweis gestellt. Und selbst wenn der Goldpreis zuletzt im allgemeinen Panikmodus der Märkte in Mitleidenschaft gezogen wurde – die Rahmenbedingungen für das gelbe Metall könnten nicht besser sein.

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