Kanada, die USA und Australien haben eine, in Europa haben Österreich, Großbritannien und neuerdings sogar Tschechien eine – doch ausgerechnet Deutschland ist auf dem weltweiten Edelmetall-Anlagemarkt bis heute nicht mit einer eigenen Bullionmünze vertreten. Eine Goldunze aus Deutschland ist wohl der Traum vieler Edelmetallfans, doch die verantwortlichen Stellen halten sich zu den Chancen einer solchen Prägung bedeckt und verweisen auf eine Alternative – denn bei genauerem Hinsehen ist Deutschland längst in der Welt der Goldmünzen angekommen.
Was über fünfzig Jahre lang völlig unmöglich schien, wurde im Jahr 2001 endlich Realität: Seit diesem Jahr gibt es Goldmünzen der Bundesrepublik Deutschland. Und mit der Euro-Einführung wurde ein jährliches Ausgabeprogramm aufgelegt, welches bis heute mit großem Erfolg verkauft wird. Und inzwischen sind die deutschen Goldprägungen auch bei Edelmetallhändlern wie Degussa im Programm. Denn das hohe Feingewicht von einer halben Unze Gold sorgt dafür, dass die Goldstücke auch für klassische Edelmetallanleger interessant sind. Sie sichern sich nicht nur Gold nah am Spotpreis, sondern prächtige Motive, die jedes Jahr wechseln.
Den Auftakt für das goldene Zeitalter der deutschen Gedenkmünzen machte im Jahr 2001 eine goldene Abschiedsmark. Die Wertseite folgte der Gestaltung der Umlaufmünzen zu einer deutschen Mark, auf der Rückseite war statt der Landesbezeichnung „Bundesrepublik Deutschland“ der Name des Herausgebers „Deutsche Bundesbank“ zu sehen. Mit 12 Gramm Feingold und einer Auflage von nur 1.000.000 Stück wurde die Goldmark im Jahr des großen Abschiedes von der deutschen Währung zu einer Sammel-Sensation, auch viele Neu-Numismatiker griffen zu und trieben die Preise in die Höhe.
Das Goldfieber des Jahres 2001 sorgte dafür, dass die Bundesregierung offenbar die Nachfrage nach goldenen Münzen aus Deutschland erkannte und schnell nachlegte: Im Jahr 2002 kam eine Gedenkprägung zur Einführung des Euro mit einem Nennwert von 100 Euro, einer Auflage von nur 500.000 Stück und dem Gewicht einer halben Unze auf den Markt. Zudem kam es zu einer Premiere, die bis heute einzigartig geblieben ist: In geringer Auflage von nur 100.000 Stück wurde auch eine Goldmünze zu 200 Euro als ganze Unze herausgebracht. Beide Prägungen waren in Rekordzeit ausverkauft und die deutsche Sammlergemeinde machte deutlich: Gold gehört zu jeder Sammlung dazu.
Inzwischen zählen die 100 Euro Goldmünzen zu einer halben Unze zum Standardprogramm der Bundesrepublik Deutschland für Münzensammler. Seit 2003 zeigen sie ausgewählte UNESCO-Welterbestätten, lediglich im Jahr 2006 wurde das Motiv zugunsten der Fußballweltmeisterschaft abgewandelt. Die prächtigen Motive, der hohe Feingehalt und die geringe Auflage sind drei gute Argumente nicht nur für Sammler, auch Edelmetallanleger greifen bei den deutschen Goldmünzen zu. Denn einzelne Jahrgänge werden bis heute nah am aktuellen Goldpreis verkauft.
Für treue Deutschland-Sammler wird es glücklicherweise auch nach fast zwei Jahrzehnten nicht langweilig: Mit den kleinen 20 Euro Goldmünzen zu knapp 3,88 Gramm und Themenserien zum Deutschen Wald sowie Singvögeln kommen auch Sammler mit schmalem Geldbeutel auf ihre Kosten. Die 50 Euro Goldmünzen, die 2017 erstmals mit der Lutherrose zum 500. Reformationsjubiläum präsentiert wurden und ab 2019 klassische Musikinstrumente zeigen, haben eine Lücke im Ausgabeprogramm geschlossen. Und im nächsten Jahr steht eine Überraschung bevor: Dann endet die 100-Euro-Gedenkmünzenserie mit dem „Dom zu Speyer“ – und noch ist nicht klar, was nach den UNESCO-Welterbestätten kommt. Vielleicht steht ja doch die lang erwartete Rückkehr der 200-Euro-Goldunze aus Deutschland bevor?