In den vergangenen zwölf Monaten befand sich nicht nur die Welt des Hochadels, sondern auch die Welt der Münzen im Ausnahmezustand. Der Tod von Königin Elizabeth II. am 8. September 2022 markierte das Ende einer Ära und stellte auch für die Münzprägung eine Zeitenwende dar. Es folgten aufregende Monate voller numismatischer Überraschungen: Es gab zwei Varianten der Sovereign-Goldmünzen mit der Jahreszahl 2022, gleich drei verschiedene Versionen der Britannia-Anlagemünze des Jahres 2023 und einzelne Länder haben bereits damit begonnen, die Queen auch 2024 auf ihren Münzen zu zeigen.

Nun setzt die Royal Mint, die königliche Münzprägestätte mit Sitz in Wales, allerdings ein Zeichen für Stabilität und Kontinuität und geht allmählich zum Alltag über. Sie hat nun das Design der Britannia-Anlagemünzen für das Jahr 2024 vorgestellt. Anders als bei vielen vorherigen Ausgaben der letzten Monate, gibt es auf den Britannia-Münzen des Jahrgangs 2024 keine Überraschungen: Sie zeigen König Charles ohne Krone, so wie er kurz nach dem Tod seiner Mutter auf Münzen vorgestellt wurde. Das Bildnis stammt von dem Künstler Martin Jennings, der sich zuvor insbesondere mit Statuen im öffentlichen Raum in Großbritannien einen Namen gemacht hat.

Die Royal Mint aus Großbritannien setzt mit dieser Gestaltung gleich zwei Versprechen um: Einerseits hatte sie betont, dass die gekrönte Version des Charles-Portraits nur für einen kurzen Zeitraum rund um die Krönungsfeierlichkeiten in der Jahresmitte 2023 eingesetzt werden sollte. Und zum anderen entspricht es der Tradition, dass britische Monarchen auf ihrem ersten Münzbild ohne Krone abgebildet wurden. Auch Charles und Elisabeths Vorgänger ließen sich ohne das Machtsymbol abbilden, die Queen wurde erst nach 15 Jahren mit einer Krone auf britischen Münzen abgebildet und sogar die legendäre Königin Victoria, die es auf insgesamt drei verschiedene Münzbildnisse gebracht hat, wurde zuerst ungekrönt geprägt. Mit dieser langen Tradition wird der Demut des Monarchen gegenüber seinem Amt ausgedrückt.

Mit dem Jahr 2024 beginnt nach einer numismatischen Übergangsphase, die in der Geschichte der Münzen ihresgleichen sucht, nun endgültig die „karolingische“ Ära und das „elisabethanische“ Zeitalter, wie es im englischsprachigen Raum heißt, ist abgeschlossen. Als Münzherr wird Charles voraussichtlich noch einige Jahre ohne Krone auf den Britannia-Anlagemünzen zu sehen sein. Höchstwahrscheinlich wird er auch weitere Anlagemünzen zieren, die in den nächsten Jahren von der Royal Mint entwickelt werden, denn die Briten bauen ihre Produktpalette kontinuierlich aus.

Dass ausgerechnet die Britannia-Anlagemünze eine neue Normalität in der britischen Münzprägung symbolisiert, ist kein Zufall. Die Britannia gilt seit jeher als europäische Antwort auf den Krügerrand und das Motiv hat eine lange Tradition. Die Britannia wurde bereits während des Römischen Reiches als Personifizierung der Römischen Provinz „Britannien“ eingesetzt und ist heutzutage an vielen öffentlichen Gebäuden im Vereinigten Königreich zu sehen. So lag es auch nahe, dass die Royal Mint im Jahr 1987 die wehrhafte Lady mit Schild und Dreizack als Namenspatronin für die neuen Anlagemünzen aus Gold auswählte – seit 1997 ist die Britannia auch in Silber erhältlich.

Inzwischen zählt die Britannia nicht nur zu den schönsten Goldanlagemünzen der Welt, sondern auch zu den sichersten. Die Royal Mint hat in den vergangenen Jahren zahlreiche Sicherheitsmerkmale in das Münzbild integriert, darunter eine Wellen-Animation sowie ein Latentbild. Dadurch hat die Britannia die Spitzenposition unter den Anlagemünzen in Gold bei der Fälschungssicherheit eingenommen.

Während die Britannia-Anlagemünzen in Gold normalerweise wegen ihrer hohen Auflage nicht für Sammler interessant sind, sondern für preisbewusste Silber-Investoren, werden auch viele Münzenfreunde beim Britannia-Jahrgang 2024 zugreifen. Denn er schließt die historisch einmalige Übergangsphase von Königin Elisabeth zu König Charles ab und gehört deshalb in jede Sammlung, die sich mit der britischen Monarchie beschäftigt. Zudem werden die Gold-Britannias deutlich seltener geprägt als die Silber-Ausgaben, wodurch es durchaus möglich ist, dass die Britannia-Goldmünze des Jahres 2024 einen Sammlerwert jenseits des reinen Goldpreises entwickelt. In jedem Fall ist sie ein faszinierendes zeitgeschichtliches Dokument, das in keinem Gold-Portfolio fehlen darf.

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