In Edelmetall und Wirtschaft Aktuell
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Dass Sie heutzutage beim Einkaufsbummel in eine Niederlassung von Degussa Goldhandel spazieren und praktisch im Vorbeigehen eine beliebige Menge Gold kaufen können, wäre noch vor siebzig Jahren ein kleines Wunder gewesen. Denn als Europa noch tief in den Wirren des Zweiten Weltkriegs steckte und weite Teile des Kontinents in Trümmern lagen, trafen sich im Juli 1944 in Bretton Woods im US-Bundesstaat New Hampshire die Finanzminister und Notenbankchefs von insgesamt 44 Staaten, um die Wirtschafts- und Finanzordnung der Nachkriegszeit festzulegen. Heutzutage wird Bretton Woods vor allem mit der Gründung der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Verbindung gebracht.

Die Vereinbarungen des so genannten „Bretton-Woods“-Abkommens sahen vor, dass die US-Währung zu allen wichtigen Währungen in ein fixes Wechselkursverhältnis gesetzt wird. Zudem legten sich die Staaten auf einen festen Preis für eine Feinunze Gold fest. Genau 35 Dollar sollte künftig eine Unze Feingold (31,104 Gramm) kosten. Die Federal Reserve Bank of New York wurde damit beauftragt, Gold von anderen Ländern zum festen Kurs unbegrenzt zu kaufen oder zu verkaufen. Die Folge: Die dominierende Stellung der US-amerikanischen Währung. Gleichzeitig war damit der Goldpreis in US-Dollar für Jahrzehnte festgelegt.

Doch bereits Anfang der 1960er Jahre wurde deutlich, dass der fixe Goldkurs nicht mehr dem tatsächlichen Prinzip von Angebot und Nachfrage entsprach. Zudem hatten die USA deutlich mehr Geld in Umlauf gebracht als durch Gold gedeckt war. So verloren immer mehr Staaten das Vertrauen in den Preis von 35 Dollar je Feinunze Gold und befürchteten, dass ihre nationalen Währungen gegenüber dem US-Dollar künstlich unterbewertet wurden. Deutschland verabschiedete sich daher im Mai 1971 vom festen Wechselkurs zum US-Dollar, viele weitere Staaten folgten – und Bretton Woods brach zusammen.

Wie massiv ein staatliches Preisdiktat den Goldpreis verzerrt, war bereits vor dem offiziellen Ende des Bretton-Woods-Systems zu beobachten. Der Goldpreis stieg bereits im Mai 1972 über die Marke von 50 US-Dollar, im Mai 1973 lag er bereits bei 100 US-Dollar und nach der Freigabe des Goldpreises am 14. November 1973 ging der Goldpreis durch die Decke. Es folgte ein goldenes Jahrzehnt, welches im Jahr 1980 einen vorläufigen Höhepunkt erreichte – am 21. Januar 1980 lag Gold bei 850,00 US-Dollar, was inflationsbereinigt genau 2.476,35 US-Dollar entspricht. An diesem Allzeithoch wird Gold bis heute gemessen.

Obwohl der Besitz von Gold in den USA erst am 31. Dezember 1974 wieder legalisiert wurde, hatten die Menschen in den USA längst mit den Füßen abgestimmt und sich aus illegalen Quellen mit Gold eingedeckt. Und nur fünf Jahre später konnten sie erstmals mit dem „Maple Leaf“ aus Kanada eine Münze kaufen, die speziell für Edelmetallanleger hergestellt wurde. Was danach kam, ist Geschichte: Die Einführung des Eagle als US-amerikanische Anlegermünze verhalf dem modernen Edelmetall-Investment in den USA endgültig zum Durchbruch. Und wenn in der heutigen Zeit eine Regierung über ein Goldverbot oder staatlich vorgegebene Goldpreise nachdenkt, sollte sie sich ganz genau ansehen, warum genau diese Idee mit dem Bretton-Woods-System dramatisch zum Scheitern verdammt ist.

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