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Die deutsche Wiedervereinigung ist auch an der Numismatik nicht spurlos vorbeigegangen, so manche Folge des Zusammenbruchs der Deutschen Demokratischen Republik wird in Münzkatalogen allerdings nur mit Fußnoten abgehandelt: Zahlreiche Münzmotive, welche bereits gestaltet waren, erblickten infolge der Ereignisse nicht mehr das Licht der numismatischen Welt. So blieb beispielsweise der Entwurf von Sneschana Russewa-Hoyer für eine Gedenkmünze zu Ehren der Neuen Synagoge in der Schublade liegen. Und eine Fabrik am Berliner Molkenmarkt hieß fortan nicht mehr „VEB Münze der DDR“, sondern „Staatliche Münze Berlin“.

Nachdem die Prägestätte in den vergangenen Jahrhunderten mehrfach umgezogen war – meist jedoch in direkter Nähe zur Spree – wurde in den Räumen der alten „Reichsmünze“ im Jahr 1952 die Prägung der neuen Münzen der Deutschen Demokratischen Republik aufgenommen. Während sich die Berliner den Prägeauftrag bis 1953 noch mit der traditionsreichen Prägestätte in Muldenhütten (Münzzeichen „E“) teilen mussten, war Berlin seitdem die Heimat aller ostdeutschen Münzen. Die Prägestätte lag nach dem Zweiten Weltkrieg allerdings in Trümmern und musste mühsam wieder aufgebaut werden.

Während die Bundesrepublik Deutschland bereits 1952 die ersten Gedenkmünzen herausgab, war der sozialistische Bruderstaat vergleichsweise „spät dran“: Erst 1966 wurde die erste DDR-Gedenkmünze veröffentlicht, sie würdigte den Künstler Karl Friedrich Schinkel. Doch die Staatsführung wusste, dass mit „silbernen Ehrengedächtnissen“ nicht nur die heimische Sammlergemeinde glücklich gemacht werden kann, sondern auch das zahlungskräftige Publikum im Ausland. Devisen und Werbung für den Sozialismus – diese beiden „Benefits“ sorgten dafür, dass die Prägung von Gedenkmünzen seit 1966 in der DDR beachtliche Ausmaße annahm: Bis 1990 wurden 123 mit Nennwerten zu 5, 10 und 20 Mark geprägt.

Bei der Motivauswahl und Gestaltung waren keinerlei Experimente zu beobachten: Im Mittelpunkt standen vor allem historische Ereignisse und berühmte Figuren aus der (ost)-deutschen Geschichte. Allerdings unterscheiden sich die Gepräge, welche in der Berliner Münzprägestätte hergestellt wurden, auch durch ein besonderes Detail: Der Randstab, welcher das Münzbild eigentlich vor Abrieb beim Stapeln schützen soll, wurde kurzerhand weggelassen. Die Reliefs mussten daher „tiefer gelegt“ werden, die Münze sieht also bei der seitlichen Draufsicht aus wie eine flache Mulde oder eine Schüssel.

Im sozialistischen Staat war die Münzprägestätte jahrzehntelang ein gut gehütetes Geheimnis, welches bis heute nicht vollständig dokumentiert ist – und so manche numismatische Sensation kommt nur durch Zufall ans Tageslicht: So wurde beispielsweise in innerbetrieblichen Aufzeichnungen entdeckt, dass mehrere Mitarbeiter der Prägestätte im Jahr 1982 auf der „Messe der Meister von Morgen“ in Leipzig eine Prägung in „Polierte Platte“ präsentiert hatten – die Idee wurde nicht nur prämiert, sondern von der Staatsbank dankend aufgenommen. Seitdem gab es auch „Proof“-Versionen der DDR-Umlaufmünzensätze.

Eine andere Kuriosität hat es längst zur numismatischen Legende gebracht: In Ausnahmefällen griffen die Münzmeister auch zu Gold, allerdings nur, wenn ranghohe Würdenträger beschenkt werden sollen – allen voran Walter Ulbricht, seines Zeichens nicht nur Staatsratsvorsitzender, sondern auch leidenschaftlicher Münzensammler und Mauerbau-Absicht-Abstreiter, der zum 75. Geburtstag eine Goldprägung des 20-Mark-Stücks zum 150. Geburtstag von Karl Marx erhielt.

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