Es lohnt sich allerdings, die exotische Welt der arabischen Münzen zu entdecken – nicht zuletzt, weil viele Prägungen auf den zweiten Blick näher mit europäischen Goldmünzen verwandt sind, als man zuerst annehmen würde. So wurden beispielsweise die Pfund-Münzen aus Saudi-Arabien nach dem Vorbild einer europäischen Legende geprägt: Der Sovereign aus Großbritannien weist genauso wie die saudi-arabischen Pfund-Münzen ein Feingewicht von 7,99 Gramm auf.
Die Pfund-Münzen aus Saudi-Arabien gehören in jede Sammlung hochwertiger Kurantmünzen des 19. und 20. Jahrhunderts dazu, nicht zuletzt wegen ihrer Verwandtschaft zum britischen Sovereign. Das Sammelgebiet ist ein idealer Einstieg in die Welt arabischer Münzen, weil es vergleichsweise überschaubar ist: In Saudi-Arabien galt zwischen 1925 und 1960 der „Riyal“ als Zahlungsmittel, wobei 22 Qirsh einen 1 Riyal ergaben. König während dieser Zeit war Abd Al-Aziz Bin Sa’ud, er regierte von 1926 bis 1953 und gilt als Gründer des modernen Königreichs Saudi-Arabiens im Jahr 1932.
Die Jahreszahlen auf den arabischen Goldmünzen folgen dem islamischen Kalender. Demnach wird das gregorianische Jahr 1950 mit „1370“ angegeben. Aus diesem Jahr stammt eine weit verbreitete Goldmünze aus Saudi-Arabien, welche eine Auflage von zwei Millionen Stück hat. Im Jahr 1957/1377 erschien die zweite Goldmünze mit einer Auflage von 1,579 Millionen Stück, sie zeigt das Landeswappen mit einer Palme sowie zwei gekreuzten Schwertern. Danach gab Saudi-Arabien keine weiteren offiziellen Goldmünzen heraus, es wurden jedoch zahlreiche Phantasieprägungen in Gold vertrieben.
Dass Saudi-Arabien erst im Jahr 1951 mit der Prägung eigener Goldmünzen begann, mag aus heutiger Sicht kurios wirken, da das Land aufgrund seiner Erdölvorkommen zu den reichsten Staaten der Welt zählt. Allerdings begann die Erdölförderung erst 1938 und ermöglichte den Aufstieg des saudischen Herrschers. Und damals kam es zu einer numismatischen Kuriosität: Saudi-Arabien ließ sich von den Vereinigten Staaten von Amerika für das gelieferte Öl in Goldmünzen bezahlen, welche die US Mint eigens für die Handelspartner geprägt wurden: Als Kompensationszahlungen wurden in den Jahren 1945, 1947 und 1956 spezielle Handelstoken in Gold geprägt, ein Stück zu „4 Pound“ und eine Prägung nach den Vorbild des Sovereign. Auf den Prägungen war das Logo der US Mint zu sehen, ferner wurde der Feingoldgehalt in „Grains“ vermerkt.
Die Token sind ein faszinierendes Stück Handelsgeschichte und wurden von der ARAMCO (Arabian American Oil Company) in Auftrag gegeben, um Saudi-Arabien für Öllieferungen bezahlen zu können – offenbar wollten die Saudis ihr Geld nicht in US-Dollar erhalten, sondern in einer Währung, welche auf eine mehr als fünftausend Jahre lange Geschichte zurückblickt: Gold.