In Edelmetall und Wirtschaft Aktuell
Regierungswechsel Deutschland

Mit Spannung warten auch Gold-Fans auf die neue Dreier-Konstellation in Berlin.

In den vergangenen Wochen kannten die Medien in Deutschland nur ein Thema: Ampel oder Jamaika? Rückzug von Armin Laschet und Überraschungs-Comeback von Markus Söder? Oder gar Neuwahlen? Auch wenn es ganz danach aussieht, dass demnächst ein Bündnis aus der SPD mit der FDP und den Grünen die Bundesregierung stellt, ist nichts sicher – und die Börse scheint das Schachspiel in Berlin ohnehin (noch) nicht zu interessieren. Die Parlamentswahl in Deutschland – ein Null-Ereignis aus Investment-Sicht?

Zwar zeigt sich seit vielen Jahren immer wieder aufs Neue, dass politische Börsen kurze Beine haben – doch wer demnächst in Berlin über die Finanzpolitik bestimmt, über Gesetze gegen Geldwäsche oder eine Vermögensabgabe, das ist auch für Edelmetall-Investoren nicht ganz unwichtig. Auch wenn ein Großteil der geldpolitischen Entscheidungen nicht mehr hierzulande getroffen wird und die Europäische Zentralbank die Zinsen weiterhin extrem niedrig halten und Staatsschulden durch die Notenpresse entwerten will – die Ergebnisse der Wahl werden sich mittel- bis langfristig wohl auch im Goldpreis niederschlagen.

Ein Ende des Schuldenmachens ist nicht in Sicht

Zu allererst: Die Notenpresse wird keinesfalls von einer Ampel oder einem Jamaika-Bündnis außer Betrieb gesetzt. Die politischen Ziele vor allem von SPD und Grünen kosten viel Geld. Dieses Geld möchten diese beiden Parteien durch eine stärkere Belastung von hohen Einkommen und Vermögen finanzieren. Die FDP ist bislang strikt dagegen und hat Steuererhöhungen zu einer roten Linie erklärt. Ein möglicher Kompromiss: Der Spitzensteuersatz könnte erst ab einem höheren Betrag greifen.

Vor allem beim Geld lagen Rot und Grün mit Gelb bis Mitte November noch weit voneinander entfernt. Auch die von SPD und Grünen geplante Vermögensteuer lehnt die FDP strikt ab. Ähnlich sieht es bei der Schuldenbremse aus: Für die FDP ist die Beschränkung der Staatsverschuldung unverhandelbar, SPD und Grüne wollen dagegen kräftig Geld ausgeben.

Beim Geld hört auch bei den Parteien die Freundschaft auf

Der wohl gefährlichste Satz für Goldbesitzer befindet sich im Wahlprogramm von Bündnis 90 / Die Grünen auf Seite 92: „Auch werden wir die Steuerfreiheit für andere Veräußerungsgewinne, beispielsweise beim Handel mit Edelmetallen, Rohstoffen oder Kryptowerten, abschaffen“ heißt es dort. Zudem wollen die Grünen einen digitalen Euro einführen. Zudem soll die Europäische Wirtschafts- und Währungsunion „vollendet“ werden – im Klartext: Mehr Geld und mehr Macht für Brüssel.  Die FDP betont dagegen: „Wir Freie Demokraten setzen uns für die uneingeschränkte Nutzbarkeit von Bargeld als Zahlungsmittel ein.“ Zudem sei Bargeld eine Möglichkeit für die Bürgerinnen und Bürger, der Negativzinspolitik der Europäischen Zentralbank enge Grenzen zu setzen.

Bislang liegen die Positionen der möglichen Koalitionspartner noch weit auseinander. Doch die vergangenen Tage haben gezeigt, dass Kompromisse möglich sind. Und offenbar eint alle drei Parteien, einen politischen Neuanfang durchzusetzen. Ob sich in der Finanzpolitik die liberale Handschrift der FDP durchsetzt oder ob die eher links gerichteten Parteien die Oberhand gewinnen, ist nicht absehbar. Dass die Freiheit von Edelmetallbesitzern aber weiter eingeschränkt wird, scheint sehr wahrscheinlich. Immerhin zeigt der Trend in ganz Europa in eine klare Richtung: Anonyme Bargeldzahlungen und Finanz-Freiheiten werden zurückgedrängt und Edelmetallbesitzer latent unter Generalverdacht gestellt.

Ein weiterer Aspekt der Regierungsbildung könnte durchaus Auswirkungen auf die Finanzmärkte haben: Börsianer haben ein Problem mit jeglicher Form von Unsicherheit – und wenn sich die Koalitionsverhandlungen länger hinziehen, dürfte dies auch DAX und Co. unter Druck setzen. Rückschläge wegen eines Stillstands in Berlin werden aber nur von kurzer Dauer sein, denn die Party an den Finanzmärkten wird von den Zentralbanken weiter mit billigem Geld am Laufen gehalten – und daran kann keine Partei auf nationaler Ebene etwas ändern.

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